Meiner Meinung nach ist Tobe Hooper kein besonders guter Regisseur. Am Anfang seiner Karriere hatte er das Glück, dass ihm der Klassiker „the Texas Chainsaw Massacre“ (´74) gelang. Mit „Poltergeist“ konnte er 1982 einen großen Hit verbuchen, was aber (gerade rückwirkend betrachtet) eher dem Einfluss von Steven Spielberg auf die Produktion zu verdanken war, denn die folgenden Großprojekte „Lifeforce“ (´85) und „Invaders from Mars“ (´86) floppten gnadenlos. Seitdem drehte Hooper vorwiegend TV-Standardware („Outer Limits“ oder „Nowhere Man“) sowie eine ganze Reihe schwacher B-Filme („Night Terrors“, „Crocodile“ etc). 2002 bot ihm wiederum Spielberg die Gelegenheit, mit dem Pilotfilm zur Mini-Serie „Taken“ ein höheres Budget sowie besseres Ausgangsmaterial umzusetzen, was bewies, dass er (unter den richtigen Voraussetzungen) immerhin noch solide Arbeit abzuliefern vermag. Auf dem letztjährigen Fantasy Filmfest hatte ich mir schließlich sein „Toolbox Murders“-Remake angesehen und war von dem erstaunlich unterhaltsamen Ergebnis derart angetan, dass ich mich in diesem Jahr auf sein (für die Veranstaltung gerade noch rechtzeitig fertig gestelltes) Nachfolgewerk „Mortuary“ eingelassen habe … ein Fehler, wie sich leider recht schnell herausstellte!
Leslie Doyle (Denise Crosby) hatte in der Vergangenheit nicht allzu viel Glück, weshalb sie nun mit ihrem Sohn Jonathan (Dan Byrd) und dessen jüngeren Schwester Jamie (Stephanie Patton) einen radikalen Neuanfang wagt: Nach einer Reihe Umschulungsmaßnahmen hat sie im unbedeutenden Städtchen Arkam ein heruntergekommenes Bestattungsinstitut günstig erworben, welches sie nun wiedereröffnen und betreiben möchte. Aller Anfang ist schwer, schließlich hat sie sich den Zustand des Gebäudes besser vorgestellt sowie die angepeilten Tätigkeiten zuvor noch nie ausgeübt, doch der Hausverwalter Eliot (Greg Travis) ist recht zuversichtlich, dass sie es schon schaffen wird – schließlich befindet sich eine der gefährlichsten Straßen des Landes in direkter Nähe, weshalb man sich „über Aufträge keine Gedanken machen“ müsste…
Die neue Umgebung macht vor allem Jonathan nach dem Umzug am meisten zu schaffen, weshalb er sich zügig um einen Job als Aushilfe im örtlichen Diner bemüht, um irgendwo Anschluss zu finden sowie seiner Mutter nicht mit den Leichen helfen zu müssen. Der erste Kontakt mit einigen weniger freundlich gesinnten einheimischen Teens schlägt zwar fehl, doch zu Liz (Alexandra Adi), der hübschen Tochter der Restaurantbesitzerin, sowie ihrem schwulen Kumpel Grady (Rocky Marquette) entwickelt sich schon bald eine gute freundschaftliche Verbindung. Sie sind es auch, die ihn schließlich in die bizarre Geschichte des „Fowler Brothers Funeral Homes“ einweisen: In der Stadt erzählt man sich, jener Ort sei verflucht – sowohl von dem Boden her, auf dem es errichtet wurde, als auch in Form des tot geglaubten, verunstalteten Vorbesitzersohnes, der angeblich noch immer ab und an zwischen den Grabsteinen auf dem Gelände gesichtet wird. Als schließlich drei Jugendliche bei einer Sex- und Graffiti- Aktion auf dem Friedhof zuerst spurlos verschwinden, Tage später aber in „etwas veränderter Form“ wieder auftauchen, scheint sich der Wahrheitsgehalt der Erzählungen zu bestätigen, was aber nur den Anfang einer ganzen Reihe seltsamer Ereignisse markiert…
„Mortuary“ ist ein schwacher Film auf fast allen Ebenen. Klar, wer absolut keine Ansprüche stellt und/oder Werke auf dem Niveau der „Critters“-Fortsetzungen als gelungen erachtet, wird sicherlich seinen Spaß haben, doch Qualität bzw Originalität sucht man bei dieser grobschlächtigen Horror-Komödie vergeblich, welche sich am treffendsten als zweitklassige Variante der ersten beiden „Return of the living Dead“-Teile beschreiben lässt.
Dabei ist der Einstieg mitsamt der Location-Präsentation durchaus gelungen und vermag ansatzweise so etwas wie Atmosphäre zu erzeugen: Das alte Bestattungsinstitut ist durch die lange Leerzeit renovierungs- bzw sanierungsbedürftig, auf dem Grundstück gedeihen keinerlei Pflanzen (einige kleine Bäumchen sind grau und abgestorben), die verstopfte Klärgrube hat ihren Inhalt direkt vorm Eingang vergossen, im Haus stehen alte Särge, Obduktionstische sowie etliche Salzbehälter herum, die Fenster des Kinderzimmers sind vergittert und die Wasserleitungen spucken nur eine ekelige braune Plörre aus – zusätzlich befindet sich noch ein alter Friedhof mitsamt Familiengruft auf dem Anwesen, welches an sich mitten in einem Industriegebiet liegt und von Straßen, Bahnlinien sowie Containerspeditionen förmlich eingekesselt ist.
Anfangs kann vor allem die humorvolle Herangehensweise überzeugen, welche von einigen skurrilen Gestalten unterstützt wird – zB dem gehbehinderten Hausverwalter oder einem Sheriff, der sich Sorgen um Anstand und Moral der Jugend macht (Stichwort: „Graveyard Babies“). Als dann jedoch die ersten F/X auftauchen (Moos, das sich aus dem Abfluss heraus linienförmig in Richtung einiger Blutstropfen ausdehnt), werden Befürchtungen wach, dass das zur Verfügung gestandene Budget wohl nicht so üppig war. Die Make-up-Kreationen der Leichen/Untoten sehen noch recht anständig aus – im Gegensatz zum Rest, denn mit der Zeit wird das gesamte Haus (plus Auto) von Moosranken überwuchert, die dermaßen billig, unecht (und vor allem aufgeklebt) aussehen, dass man schon beim Anblick losschmunzelt. Während des Showdowns muss man zudem noch die Hoffnung aufgeben, wohlmöglich wenigstens von übermäßig schwacher CGI-Arbeit verschont zu bleiben – doch leider tritt dieser Fall ebenfalls ein, weshalb man etliche unterdurchschnittliche (und überflüssige) Sequenzen „bewundern“ muss, die vor unfreiwilliger Komik nur so strotzen…
Ein weiteres Problem ist, dass sich Hooper ständig selbst (auf einfallslose Art) zitiert: Bei „TCM 2“ hauste die Familie in unterirdischen Gängen, bei „Toolbox Murders“ waren es Korridore zwischen den Wänden – und nun sind es Tunnel unter dem Friedhof, an deren Wände noch Skelette hängen. Neben dem Schlamm geht die „Gefahr“ zusätzlich von dem verschollenen Familienmitglied (Stichwort: das „Phantom des Bestattungsinstituts“) sowie einem Kreaturenschlund im Boden mit Zungen-artigen Tentakeln (ähnlich des Dings in der Wüste bei „Return of the Jedi“, nur kleiner) aus. Insgesamt kann man „Mortuary“ demnach als nahezu gescheiterten Versuch bezeichnen, „Toolbox Murders“ und „6 Feet under“ zu kreuzen sowie mit Zombies anzureichern – das alles zudem fast Mainstream-tauglich (recht harmlos und humorvoll aufgelockert), nur halt auf billigem B-Film-Niveau.
Auch bei der Besetzung finden sich etliche Gesichter aus Hoopers Vorgängerfilm wieder, zB Adam Gierasch, Greg Travis oder Dan Byrd. Travis spielt hier erneut auf vergnügliche Weise einen etwas schrägen Hausverwalter, welcher die positiven Eigenschaften des alten Gebäudes in den Vordergrund der Betrachtung zu rücken versucht – innerlich habe ich dabei ständig auf den Spruch „It´s all part of the building´s charm!“ gewartet, der leider nicht kam, aber als direkte Anspielung nett gewesen wäre. Die beiden Teen-Hauptrollen sind mit Bryd (“28 Days“) und Alexandra Adi (aus „Slap her…She´s French“, welche mich angenehm an eine leicht düsterere Ausgabe von Avril Lavigne erinnerte) anständig, wenn auch nicht überragend besetzt worden, während mich Denise Crosby („Pet Sematary“) nicht wirklich überzeugen konnte, da sie anfangs als Mutter nie warmherzig genug wirkt und gegen Ende nur noch peinlich chargiert.
Neben einigen wenigen gelungenen Szenen (Höhepunkt: 2 „frisch auferstandene“ Teens im Diner) kann zudem noch die Rock-lastige Musikuntermalung sowie der trockene Humor einigermaßen überzeugen, doch darüber hinaus bekommt man leider nur recht schwache, uninspirierte Kost geboten, welche im Verlauf immer stärker nachlässt, nur um schließlich nach diversen leidlichen 08/15-Erschrecker in einem lahmen Showdown zu münden sowie mit einem vorhersehbaren Cliffhanger abzuschließen…
Fazit: Tobe Hooper hat mit dieser groben, unoriginellen und einfallslosen Horror-Komödie zu seiner gewohnten (=miesen) Form der letzten 2 Jahrzehnte zurückgefunden sowie eindrucksvoll bewiesen, dass „Toolbox Murders" tatsächlich nur eine mehr oder minder positive Ausnahme war … 3 von 10.