StS
Hier meine persönliche Interpretation des Films (auf Basis meiner Kritik):
Man muss alles als eine Art Schachspiel ansehen, was von den Zitaten, Diskussionen und Spielzügen an sich im Verlauf untermauert wird: Es gibt 2 Gegner (Green, Macha) … Green ist Schwarz (meist dunkle Kleidung, viele düster ausgeleuchtete Szenen), Macha ist Weiß (hellere Klamotten, wird oft in sehr hellem weißen Licht (zB Solarium) gezeigt). Das kommt bis auf wenige Ausnahmen hin, wenn sich die Farben umkehren (Macha in einem schwarzen Smoking, Green in einem blütenweißen Auto). Sein Gebäude hat 32 Stockwerke, jede Aktion beider ist ein Spielzug. Anhand bestimmter Objekte (Schlüsselanhänger etc) lassen sich Spielfiguren bestimmten (weiteren) Charakteren zuordnen.
Zwischen all den Quotes ist das von Caesar das entscheidende:
„your enemy will always hide in the last place that you would ever look“
Green ist schizophren. Ein Teil seines Verstandes ist unsicherer als der andere. Zudem vereint er verschiedene Facetten, die schon im Knast beginnen, sich in der Isolation zu manifestieren: Seine Zellengenossen (Con-Artist, Schachmeister) gibt es nicht – er kombiniert alles selbständig und spricht es ihnen quasi zu. Aus dem Knast entlassen, trifft er auf Avi (Brains) und Zack (Muscles) … eingebildete Personen (vgl. „Fight Club“), die wiederum für die Facetten seines Verstandes stehen, denn diese Persönlichkeit Greens ist die unsichere und benötigt Führung im Leben. Sein Geld wurde demnach auch nicht von seinen Zellengenossen gestohlen – nein, er selbst hat es angelegt und daraus etwas gemacht. Er ist nämlich zugleich „Mr.Gold“, der im Film nie gezeigt wird (Macha wird eine Audienz verweigert), der „Kaiser Soze“ des Films, die persönliche Metaebene, die mehr weiß als Green. Das wird ihm in einer Szene bewusst, als er zum ersten Mal alleine ein Fahrstuhl betritt (vorher hatte er immer Angst), nachdem er Macha konfrontiert – seine „schwächere Hälfte“ (Green) hat es nicht fertig gebracht, ihn zu töten, und nun, als die Kabine zwischen dem 12. und 14. Stock stehen bleibt, liefern sich Gold und Green ein intensives Duell – nach und nach brechen sie hervor (klasse Show von Statham!). Nach jener Szene sieht man einen getöteten Yakuzza mit einer großen Tätowierung, auf der eine Schlange getötet wird…
Macha ist zwar nicht schizophren, doch er hat auch zwischen einem inneren und äußeren Ich zu kämpfen – äußerlich der harte Boss, innerlich zweifelnd, unsicher und verzweifelt, dass jemand diese Schwäche erkennt (in einer Szene steht er Green mit gezogener Waffe gegenüber und schreit weinend „fear me“!).
Die bei beiden unterschiedlichen Persönlichkeiten zeigen an, dass nicht alles nur Schwarz und Weiß ist – daher auch die o.g. Farb-Umkehrungen in manchen Sequenzen. Die inneren Monologe spielen eine zentrale Rolle: Bei Macha fassen sie seine verborgenen Ängste in Worte, zusätzlich werden bestimmte Gedanken vom Film verbildlicht. Bei Green stellt man fest, wenn man genau auf die inneren Monologe achtet, dass sie immer eine andere Perspektive ansprechen, als würden sie von einer anderen Person stammen (was sie ja auch tun, nämlich Gold).
Die letzte Szene des Films lädt zur freudigen Spekulation ein: In einem rein weißen Raum treten sich Macha und Green/Gold gegenüber – ersterer hat Greens Nichte als Geisel. Als Green sie anspricht („Ich bin hier – alles wird gut“) sieht sie nicht einmal auf. Macha ist derart am Ende, dass er die Waffe gegen sich selbst richtet. Wohlmöglich verkörperte die Green-Gestalt in jener Szene Machas eigenen „Gold“, vor dem er kapituliert – oder Macha ist eine weitere Facette von Green, was ich aber nicht glaube, da die weiße Ausleuchtung „anzeigt“, dass es sich im Machas Inneres handelt.
Die Farbgebung ist wichtig. Als Green das mit Gold bewusst wird (es wird nie verbildlicht oder ausgesprochen), leuchtet ein goldenes Casino-Schild in der Nähe. Das Geld ist Avi und Zack nichts wert (sie sind ja schließlich alter Egos von Green) – wenn man genau hinsieht, sind ihre Scheine auch „12 Dollar“-Noten. Es gibt viele weitere Symbole (wenn ich mehr über Schach wüsste, wären sie wahrscheinlich offensichtlicher), doch so deute ich den Film.