Infernal Affairs II
Mo gaan do II
Wu jian dao II
Herkunft: Hong Kong / 2003
Regie: Andrew Lau / Alan Mak
Darsteller:
Edison Chen
Shawn Yue
Francis Ng
Anthony Wong
Eric Tsang
Chapman To
...
"Das ist Abi Diyu.
Die ewig währende Hölle.
Es existiert keine Zeit,
es existiert kein Raum.
Das Leiden ist unbegrenzt.
Es existiert keine Zeit."

"Zeit..."
Andrew Lau ist wahrlich kein Faulpelz bis 2002 hat er bereits unzählige Filme gedreht, einige besser, andere schlechter. Mit „Young & Dangerous“ ist auch eine Filmreihe dabei, die es mittlerweile auf 6 reguläre Teile und ein Prequel gebracht hat. Zu wahrem Ruhm hatte ihm keiner seiner Filme verholfen, bis er sich mit Alan Mak zusammentat, der ihm das Drehbuch zu „Infernal Affairs“ präsentierte. Konzipiert als Copthriller in allen seinen Facetten erntete das Werk derart viel Beachtung, dass es sich Hollywood nicht nehmen ließ, 2006 ein Remake zu drehen, dass ebenso wie das Original vor Superstars nur so strotzte. Zu dem Zeitpunkt war die Trilogie um die Spitzel Yan und Lau bereits abgeschlossen. Während der 3. Teil ein waschechtes Sequel war, schrieb Drehbuchautor Alan Mak mit dem 2. Teil die Vorgeschichte, die den Aufstieg und Werdegang vieler bekannter Figuren des Erstlings beschreibt.
Hong Kong, 1991: Ein Ruck geht durch die Unterwelt, nachdem Kwun, der Anführer der Triaden und Oberhaupt der Ngai Familie, ermordet wird. Sofort gehen unter den Bossen der Verbrecherorganisation die Ränkespiele los. Keiner von ihnen will sich dem regulären Nachfolger Kwuns, seinem Sohn Hau, unterordnen. Es dauert keine 10 Minuten und jeder hat seinen Standpunkt klargemacht, woraus resultiert, dass Ngai Wing-Hau alleiniger und unangefochtener Führer der Triaden ist. Er hat keine Zeit verloren und allen gezeigt, dass er jeden in der Hand hat. Doch weder die Polizei Hong Kongs, noch den anderen Triaden gefällt dieser Umstand so recht. Während die Gesetzeshüter mit Hilfe eingeschleuster Spitzel krampfhaft versucht, Hau dingfest zu machen, versuchen die Familien die Sache auf ihre Art aus der Welt zu schaffen, was auf beiden Seiten in einem Desaster endet. Der neue Anführer scheint seinen Gegenspieler immer einen Schritt voraus zu sein und scheint somit unangreifbar. Sechs Jahre dauert es, bis Hau von beiden Seiten eingekreist werden kann. 1997, im Jahr der Rückgabe der Kronkolonie Hong Kong an die Volksrepublik China soll der Neuanfang vollzogen werden, sowohl für das Volk Hong Kongs, als auch für die Mitglieder des organisierten Verbrechens.
Infernal Affairs kann man ohne jede Scheu als genial bezeichnen. Nicht nur, dass der Film durch seinen durchschlagenden Erfolg und die damit einhergehende Bekanntheit gezeigt hat, dass das asiatische Kino durchaus mehr zu bieten hat, als Schwertkämpfer die, an Drähten hängend, durch´s Bild fliegen und sich dabei in Zeitlupe gegenseitig die Köpfe wegballern, Infernal Affairs zeigte auch ungeachtet seiner Herkunft, wie gut gemachtes Thrillerkino aussehen und vor allem wirken kann. Vor allem letzteres ist ein Aspekt, der vielen westlichen Produktionen immer mehr abgeht, da hier oft nur bewährte Themen so lange durchgekaut und ausgespuckt werden, bis sie selbst dem leidensfähigsten Mainstream-Kinodaddy zum Halse raushängen, woraufhin Hollywood sich das nächste Thema schnappt und aussaugt. Dies ist leider ein Punkt, der zur Zeit auch im südkoreanischen Kino in Perfektion zelebriert wird und von dem auch das Regisseursgespann Lau/Mak nicht ablassen konnten, indem sie den 3. Teil ihres Masterpieces derart durchkonstruierten, dass sich selbst die Saw-Macher noch ein paar abstruse Twists hätten abschauen können. Teil 2 jedoch, das Mittelstück der Trilogie, war bei weitem noch nicht soweit und konnte fast nahtlos an die Qualität seines Vorgängers anschließen, wobei einige behaupten, dass er ihn sogar überflügeln konnte. Was man den Regisseuren zweifellos zugute halten muss ist ihr feines Gespür für die passenden Darsteller. Ebenso, wie bei den beiden anderen Episoden glänzt die Darstellerriege auch hier mit namhaften Hochkaräter und weniger bekannten Rohdiamanten, die allesamt ihr Handwerk verstehen. Schauspielerisches Highlight ist ganz klar Francis Ng, der in der Rolle des Ngai Wing-Hau dieses Mal den Part des bösen Buben übernimmt und ebenso, wie Andy Lau vor ihm und Leon Lai nach ihm durch sein eiskalt berechnendes Spiel glänzen kann. Dabei muss man sagen dass mir dieser Mann, obwohl er zuvor in bereits 80 Filmen mitwirkte, unter anderem „Young & Dangerous“, „The Mission“ und „Colour of the Truth“, zum ersten Mal ins Bewusstsein rückte und sich dort festsetzte. Die Rollen von Chan Weng Yan und Lau Gin Meng wurden dieses Mal mit den Jungstars Shawn Yue und Edison Chen besetzt. Diese beiden kann man aber durchaus in die Kategorie „größere Nebenrolle“ einordnen. Sie dürfen zeigen, wie sich die jungen Yan und Lau ihre ersten Sporen bei der Polizei, bzw. bei den Triaden verdienten. Her fällt besonders Edison Chen positiv auf, der ,nicht nur rein äußerlich, die Idealbesetzung eines jungen Andy Lau zu sein scheint. Auch der immer selbstbewusster werdende Habitus, der schließlich in dem Lau endete, den wir in Teil 1 sahen, wird von Chen sehr überzeugend dargestellt. Hier steht ihm sein Konterpart Shawn Yue etwas nach, was im Sinne der Kontinuität aber auch als konsequent gesehen werden kann. War doch der Yan, den Tony Leung verkörperte ein eher introvertierter Zeitgenosse, der eher durch sein Handeln, als durch schöne Reden überzeugen wollte. In diesem Sinne spielt also auch Shawn Yue seine Rolle sehr glaubwürdig. Wir sehen einen verbissenen Yan, der mit seinen Taten ein ums andere Mal über die Stränge schlägt und sich so selbst in prekäre Situation bugsiert, fortan entweder als Zivilist, oder als Undercovercop weiterzuleben. Seine Entscheidung ist ja hinlänglich bekannt...
Gangsterboss Sam und Inspektor Wong werden abermals von Eric Tsang und Anthony Wong verkörpert. Waren sie in Teil 1 noch erbitterte Gegenspieler auf den gegenüberliegenden Seiten des Gesetzes, sind Sam und Wong hier noch fast so etwas, wie Freunde, die sich durch gegenseitige „Gefälligkeiten“ angenähert haben. Eric Tsang geht hier in seiner Rolle des Sam, die er nochmals anders, als in den anderen Episoden interpretiert, voll auf. Von Angesicht zu Angesicht ein netter, ständig lächelnder Zeitgenosse, dessen andere Seite, immer im Voraus planend, alles im Griff hat und am Ende mit der Alleinherrschaft über die Triaden belohnt wird.

In der Summe ergeben die einzelnen Teile einen stimmungsvollen und spannenden Thriller, der den bekannten Figuren durchaus noch die eine, oder andere interessante Facette dazugeben kann. Lobend kann man noch den Soundtrack erwähnen, der wie in den beiden anderen Teilen ein großen Teil zur Atmosphäre beiträgt. Alan Mak und Andrew Lau haben hiermit ein nur marginal schwächeren, als den 1. Teil, aber weitaus stärken Film, als Teil 3, ins Infernal Affairs Universum eingereiht.