Entstehungsdaten:
USA 2009
Regie:
Thomas Jane
Darsteller:
Thomas Jane
Lauren German
Ron Perlman
Trailer
At the end of the road, the nightmare begins…
Von seiner inhaltlichen und stilistischen Beschaffenheit her handelt es sich bei "Dark Country" um einen unkonventionell-düsteren Mix aus einem "Twilight Zone"-artigen Mystery-Thriller und einem klassischen "Film Noir" der '40er- und '50er-Jahre, in dessen Gestalt der hier ebenfalls die Hauptrolle bekleidende Schauspieler Thomas Jane 2009 seine erste Live-Action-Regiearbeit (nach der Web-Animations-Serie "Jonni Nitro") vorlegte. Auf der Basis einer Story Tab Murphys ("My best Friend is a Vampire") in einem modernen 3D-Format realisiert, war für das Projekt ursprünglich mal ein US-Kino-Release vorgesehen gewesen – bevor es im Folgenden jedoch zu gewissen Veränderungen hinter den Kulissen kam, im Zuge derer der Streifen von "Lionsgate" zu "Sony/Stage-6" wechselte sowie letzten Endes bloß Direct-to-DVD herausgebracht wurde. In Interviews äußerte Jane seine Enttäuschung darüber – wie auch über zwei weitere Gegebenheiten: Zum einen wich die veröffentlichte Schnittfassung von der von ihm gewünschten ab – zum anderen hatten sich die Verantwortlichen ausschließlich für eine schlichte 2D-Edition entschieden. Inzwischen ist die 3D-Version allerdings (zusammen mit der in 2D) auf BluRay erhältlich – z.B. in Frankreich oder der Türkei…
Vor nicht einmal 24 Stunden sind sich Richard (Jane) und Gina (Lauren German) das erste Mal begegnet – irgendwo in der schillernden Millionenmetropole Las Vegas; jeweils nicht unbedingt reich an Glück im Leben. Genau das hat sich nun aber (zumindest für den Moment) geändert, denn auf Anhieb fühlten sie sich sowohl körperlich als auch vom Drumherum her innig zueinander hingezogen – weshalb sie spontan heirateten, ausgiebig feierten und jetzt (am nächsten Tag) gemeinsam in einem Motel am Rande der Stadt erwachen. Einem Neustart entgegen, brechen sie am frühen Abend gen Sedona auf: Eine Strecke, welche sie quer durch die Wüste führen wird. Um die höchsten Temperaturen der generell ziemlich gnadenlosen Hitze der Region zu meiden, fahren sie nachts. Ihre Gespräche in der Ruhe dieser Zeit lassen sie sich in kleinen Schritten besser kennenlernen – bis Richard irgendwann gestehen muss, anscheinend etwas die Orientierung verloren zu haben. Tja, ohne GPS-Navigation sowie angesichts der nahezu leeren Straßen, kargen Landschaften, vorherrschenden Dunkelheit, ihrer Konversationen sowie seiner sexy neuen Gattin neben sich kann das schonmal passieren…
Plötzlich erreichen sie den Schauplatz eines Unfalls, der sich offenbar just zuvor ereignet hatte: Ein Wagen liegt auf seinem Dach – der Fahrer wurde herausgeschleudert und weist schwere Verletzungen auf. Da jener aber noch atmet, hieven sie ihn vorsichtig zu sich auf den Rücksitz und nehmen rasch erneut ihre Suche nach dem Highway auf, um dem vor allem im Gesicht stark entstellten Mann so schnell wie möglich ärztliche Hilfe zukommen zu lassen. Als dieser kurz darauf sein Bewusstsein wiedererlangt, verhält er sich jedoch geradezu umgehend seltsam: Nach dem Verstummen einiger fürchterlicher Schreie beginnt er auf einmal damit, verschiedene kryptisch-irritierende Bemerkungen von sich zu geben, die einen zunehmend bedrohlicheren Klang annehmen – bis er gar handgreiflich wird, die Situation eskaliert sowie in einem erbitterten Kampf mündet, im Laufe dessen Richard ihn (in Notwehr) mit einem Stein erschlägt. Um per se jeglichen Ärger mit dem Gesetz zu vermeiden, beschließen die zwei Frischvermählten (einigen Diskussionen und Abwägungen folgend), den Toten in der Wüste zu vergraben – bloß markiert das erst den Anfang weiterer rätselhafter Ereignisse, die nicht nur ihre junge Beziehung, sondern auch sie selbst (in mehr als nur einer Hinsicht) auf eine harte Bewährungs- Schrägstrich Belastungsprobe stellen…
Entgegen seines Titels eröffnet "Dark Country" in blendendem Sonnenschein: Nach einer ansehnlichen Kamera-Fahrt entlang der Außenfassade des Motels, in dem sich Gina und Richard einquartiert haben, erklingt ein von ihm mit rauer Stimme gesprochenes Voiceover, das sowohl an offenkundige Noir-Vorbilder erinnert als auch dem Publikum die wichtigsten Infos zur vorherrschenden Ausgangslage bündig-kompakt darreicht. Nackt unter einem dünnen Laken im vom Licht durchtränkten Raum erwachend, erhält sie von ihm nun ein kleines Frühstück im Bett serviert: Kräftige, bewusst forcierte Farbkontraste – wie der eines roten Apfels vor dem Hintergrund des weißen Stoffes und ihrer blassen Haut – dominieren in dieser Phase das gebotene Bild und erzeugen einen ungemein künstlich anmutenden Eindruck. Bevor es hinaus in die Wüste geht, wird Richard – Sonnenbrille und einen bräunlich-beigen Anzug tragend – beim Auftanken seines '61er Dodge Senecas aber noch von einem Mann (Chris Browning) angesprochen, der ihn auf ein Vermissten-Plakat hinweist sowie ihm u.a. empfiehlt, auf seiner Route besser nicht von der Hauptstraße abzuweichen. Gina erzählt er von dieser sonderbaren Begegnung nichts – und so starten sie (parallel zur einsetzenden Abenddämmerung) guter Dinge ihre "Hochzeitsreise" in Richtung seines Wohnorts im benachbarten Bundestaat…
Nach Sonnenuntergang verändert sich der Look und Vibe des Films mit einem Mal komplett: Fortan entfalten sich die meisten Szenen im Innern des Fahrzeugs – wobei fast all diese Einstellungen vor einer Green-Screen entstanden, auf welche man später dann die betreffenden Backgrounds (wie die Fahrbahn oder das vom Mond und den Sternen erhellte Terrain um sie herum) digital eingefügt hat. Das so Kreierte ist weit weniger makellos-hochwertig als bspw. das bei "Sin City" oder "300" – stattdessen ähnelt es im Vorliegenden weitaus stärker traditionellen "Rear-Projection-Shots". Egal ob nun Budget-bedingt oder bewusst in dieser Form arrangiert: Das sofort ins Auge fallende "Artifiziell-Unperfekte" – wie etwa die sich durch die Ausleuchtung zum Teil recht deutlich von den Images hinter ihnen abzeichnenden Konturen der Protagonisten – verleiht den Geschehnissen eine individuelle (leicht bizarre, fast schon unwirkliche) Atmosphäre. Alles in allem sind die visuellen Kompositionen durchaus reizvoll anzusehen, zu denen u.a. noch diverse Closeups, Licht-Spielereien und hervorstechende Details (á la ein großes Tachometer oder mittig am Armaturenbrett angebrachter Rückspiegel) zählen. Das auf diesem Wege erzeugte Feeling vermag man als eine Kombination aus einer retro-modernen Hommage an alte B-Movies und einem surrealen Psycho-Trip zu beschreiben…
Wo sich ihre Beziehung bis dato ja hauptsächlich auf Sex unter nahezu Fremden beschränkte – mit ihren Vergangenheiten ihnen jeweils annähernd unbekannt – bietet ihnen die lange und abwechslungslose Fahrt nun erstmals die Gelegenheit zum Führen einer normalen Konversation. Sowohl aus ihren konkreten Aussagen als auch zwischen den Zeilen heraus offenbart sich Einzelnes zu ihren Denkweisen und Charakter-Eigenschaften – wovon einiges wiederum über ein gewisses Konflikt-Potential verfügt; wie dass sie raucht oder sich ihre "Familien-Vorstellungen" nicht decken. Kleinere Reibereien treten zutage – bis Gina schließlich in eine mitgeführte Kühltruhe greift, um sich wegen der trotz der fortgeschrittenen Uhrzeit weiterhin arg drückenden Temperaturen etwas Abkühlung zu verschaffen. Was nun folgt, ist die mit Abstand beste Szene des Streifens: Zu den Klängen klassischer Musik (weil im Radio gerade nichts anderes läuft) fängt sie nun damit an, einen Eiswürfel an bestimmten Partien ihres Körpers entlang zu streichen – was unmittelbar in einen Masturbationsakt übergeht sowie den neben ihr am Steuer sitzenden Richard natürlich ebenfalls unweigerlich in Erregung versetzt. Im Einklang mit ihrer sich intensivierenden Ekstase drück jener das Gaspedal immer weiter durch – bis sich im Moment ihres Höhepunkts gleichzeitig auch die angestaute Energie eines Hitze-Gewitters in Gestalt etlicher Blitze am Horizont entlädt. Herrlich pulpy und verdammt sexy – kurzum: großartig! – diese Sequenz…
Als sie wenig später den Ort des Crashs erreichen, in den sie aufgrund des Abgelenktseins, der Dunkelheit und ihrer Geschwindigkeit nur knapp nicht selbst hineinrasen, weicht jeglicher "Spaß" jedoch schlagartig düsterem Ernst: Mit dem übel verletzten Mann auf dem Rücksitz – sein Gesicht von der Wucht des Unfalls grässlich entstellt – bricht für sie nun eine bis zum Ende hin andauernde Odyssee quer durch die nächtliche Wüste an, die schon bald albtraumhafte Züge aufzuweisen beginnt. Mit gelungener Makeup-Arbeit aus dem Hause "KNB EFX" aufwartend, wird jener in den Credits übrigens bloß als Bloodyface aufgeführt – und es ist ungefähr jetzt – spätestens aber kurz darauf – dass den meisten der berühmte "…you´re moving into a land of both shadow and substance, of things and ideas…"-Intro-Wortlaut der "Twilight Zone" in den Sinn kommen dürfte. An einer Stelle resultieren die Orientierungs-Schwierigkeiten Richards sogar mal in einer Sackgasse, als die Straße vor ihnen plötzlich mitten im Nirgendwo endet – was an sich (nicht unwesentlich dank einer dort durch einen Riss im Asphalt wachsenden, weiß blühenden Pflanze) schick arrangiert wurde; mich spontan aber an einen ähnlichen Moment in "the 13th Floor" denken ließ. In Form zweideutiger Bemerkungen, verbaler Spitzen sowie anderweitiger seltsamer Andeutungen wird das Verhalten des Mannes indes zunehmend eigenartiger – während einem parallel dazu gewahr wird, dass die Entwicklung der Beziehung des Paares künftig wohl eher einem Hinarbeiten auf irgendeinen großen Twist untergeordnet sein wird. In der Hinsicht hatte ich mir eine "bessere Balance" erhofft…
Je weiter die Story voranschreitet, desto merklicher werden die Hauptprotagonisten zugunsten der Mystery-Komponente vernachlässigt. Zwar läuft das auf einige ansprechende Setpieces hinaus – schwört aber dennoch einen faden Beigeschmack herauf; schlichtweg weil sich das Werk nicht genügend von ähnlichen Genre-Veröffentlichungen (á la "Reeker", "Rest Stop" oder "Dead End") abzuheben vermag. Ursprünglich war noch eine groteske Halluzinations-Sequenz geplant, welche auf den zugehörigen Storyboards Janes und David Allcocks wunderbar trippy-cool aussieht – doch kam jene leider nie zustande; genauso wenig wie ein Score von TOOL-Gitarrist Adam Jones (der von Eric Lewis beigesteuerte ist aber ebenfalls fernab von schlecht). Nunja – wie bereits erwähnt, ist es Murphy und Jane in keinem genügenden Maße geglückt, die verschiedenen Versatzstücke zu einem als originell zu charakterisierenden Ganzen zu vereinen. Zudem wurde eine Menge Mühe in die Verschleierung einer Sachlage investiert, welche den meisten Zuschauern allerdings spätestens nach Überschreiten der Halbzeit-Marke klar sein dürfte. Unabhängig einiger "falscher Fährten" ist man Richard und Gina bis zur Auflösung des Rätselhaften (im finalen Akt) förmlich ein Schritt voraus. Beileibe nicht optimal, ist dabei jedoch festzuhalten (bzw. gar zu betonen), dass die Zusammenführung der Plot-Stränge am Ende nichtsdestotrotz anständig funktioniert sowie der Unterhaltungsfaktor nie ernsthaft zu wünschen übrig lässt…
In den Hauptrollen dieses zeitweise wie ein reines 2-Personen-Stück daherkommenden Streifens harmonieren Thomas Jane ("Deep Blue Sea") und die von mir stets gern erblickte Schönheit Lauren German ("the Divide") prima miteinander und liefern überzeugende Performances ab. Mit ungezwungener Lässigkeit verkörpert Jane Richard rundum ordentlich – was gleichwohl für German gilt, welche über eine treffende Ausstrahlung verfügt sowie ergiebig den Eindruck vermittelt, dass man sich bei Gina nie komplett sicher sein kann, ob gewisse Facetten ihres Verhaltens denn nun von zurückliegenden miesen Erfahrungen beeinflusst werden oder ob sie in Wahrheit vielleicht doch eine Femme Fatale ist, die ihre Reize (sowie sporadisch auch unschuldige Erscheinung) perfekt zu ihrem Vorteil einzusetzen weiß. Rasch führt der Mangel an Background-Wissen über den jeweiligen Partner (besonders inmitten der unerklärlichen Begebenheiten) zu Misstrauen, Verdächtigungen und schließlich gar Anflügen von Paranoia: Es herrscht eine unheilvolle, nervös-angespannte, seitens Jane und German sowie der entsprechenden Inszenierung gut transportierte Stimmung – bloß hätte ihnen das Skript ruhig bessere Dialoge und reichhaltigere Figuren-Zeichnungen bieten können. Überdies kommt Ron Perlman ("the Big Ugly") im späteren Verlauf noch als ein Cop mit ins Spiel – das im Prinzip aber nur in einer "austauschbaren Randposition"…
Bevor Jane auf dem Regie-Stuhl Platz nahm, holte er sich bei einigen Kollegen (unter ihnen Mel Gibson) dahingehende Ratschläge ein und stellte eine brauchbare Cast&Crew um sich zusammen, aus deren Reihen er einzelne bereits von anderen Projekten her kannte. Gemeinsam mit Cinematographer Geoff Boyle ("Mutant Chronicles") schuf er einen kreativen visuellen Stil (Bildkompositionen, Kamerawinkel, Ausleuchtung etc.) sowie ein Gesamtergebnis, das über weite Strecken hinweg (losgelöst einer Handvoll Details, wie z.B. Handys, moderne Polizeiwagen oder ein Camcorder) förmlich zeitlos wirkt. Neben den genannten Einflüssen ließ er sich überdies von alten "EC Comics" inspirieren und hatte sich im Einklang damit vor Beginn des 25-tägigen Shoots mit den Graphic-Novel-Illustratoren Tim Bradstreet ("the Punisher") und Berni Wrightson ("Swamp Thing") zusammengetan, welche ihn tatkräftig u.a. beim Look spezieller Details unterstützten. Anführenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass der Schweizer Künstler Thomas Ott den Film 2012 in Form eines wortlosen Schwarzweiß-Comics adaptierte, für den er seine Bilder mit einem Cutter aus beschichtetem Schabkarton herauskratzte. Und der 3D-Zusatz? Der bringt die räumliche Tiefe effektiv zur Geltung – vermag die schwache Qualität eines am Computer generierten Autounfalls aber auch nicht irgendwie zu kaschieren. Das Fehlen dieses Gimmicks bei der 2D-Version ist unterdessen kein Problem, da das Werk (von bestimmten Einstellungen mal abgesehen) nicht zu offensiv/gewichtig darauf ausgerichtet wurde…
Anhand des Gebotenen beweist Jane durchaus Talent als Regisseur – und das losgelöst manch eines unverkennbaren "Anfängerfehlers". Infolge seines ambitionierten Bestrebens, möglichst viele coole Shots und artistische Spielereien zur Schau zu stellen, ist er leider ein wenig zu stark auf die Style-over-Substance-Schiene geraten – was wiederum das Entstehen einer einträglich-innigen Connection zwischen dem Betrachter und den Geschehnissen limitiert. Der Inhalt ist einfach nicht gehaltvoll genug, um die Laufzeit bündig auszufüllen: Gegen eine Straffung hier und da hätte nicht wirklich etwas gesprochen – eine Präsentation als 60-minütige Episode (bspw. im Rahmen eines Anthology-Formats) wäre wohl ideal gewesen. Dennoch verbleibt der geneigte Zuschauer von Langeweile verschont – wird u.a. dank des Eye Candys, der fähigen Leads, verschiedener netter Einfälle sowie einer Steigerung des Tempos und Actiongrads im finalen Drittel bei Laune gehalten. Alles in allem ist "Dark Country" eine atmosphärische, ansprechend anzusehende Kombination aus diversen klassischen Vorbildern: Ein düsterer, optisch interessanter Mystery-Thriller – der jedoch an seiner Oberflächlichkeit und eingeschränkten Originalität krankt, wodurch er sich letzten Endes als verhältnismäßig substanzarm und vorhersehbar entpuppt. Schade. Und trotzdem mag ich den Streifen…