Entstehungsdaten:
USA-Kanada 1999
Regie:
Russell Mulcahy
Darsteller:
Christopher Lambert
Leland Orser
Robert Joy
Barbara Tyson
David Cronenberg
Trailer
Als David Fincher´s "Se7en" im Jahr 1995 erschien, avancierte jener überaus düstere, beklemmend-atmosphärische, ins Horror-Genre hineinreichende, handwerklich wie schauspielerisch hochwertige Serienkiller-Thriller rasch zu einem ansehnlichen Publikums- und Kritiker-Erfolg, in dessen "Fahrwasser" diverse ähnliche Produktionen in Auftrag gegeben Schrägstrich realisiert wurden: Werke wie Gary Fleder´s "Kiss the Girls" oder Phillip Noyce´s "the Bone Collector", um einfach mal zwei aufzuführen. Um einen der sowohl inhaltlich als auch stilistisch "konkret-auffälligsten" (so mancher würde sagen: dreistesten) dieser "Epigonen" soll es im Vorliegenden nun gehen – nämlich um "Resurrection", bei dessen Deutschland-Premiere im Rahmen des 1999er "Fantasy Filmfests" ich damals übrigens unter den Zuschauern saß…
Die Story-Idee stammt von Hauptdarsteller Christopher Lambert und Skript-Autor Brad Mirman, der neben "Body of Evidence" und "Truth or Consequences, N.M." zuvor außerdem die Vorlagen zu "Knight Moves", "Highlander III: the Sorcerer" und "Gideon" verfasst hatte, in denen jeweils schon ersterer französisch-amerikanischer, auf Long Island im Bundesstaat New York geborener Mime mitspielte, welchen dieses Projekt daraufhin erneut mit seinem Regisseur der ersten beiden "Highlander"-Teile wiedervereinte: Russell Mulcahy. Ende Juli 1998 ging es für rund sechs Wochen "vor die Kameras" – wobei aus Kostengründen hauptsächlich in Toronto, Kanada gedreht wurde, obgleich die Geschehnisse in Chicago angesiedelt daherkommen. Insgesamt stand den Verantwortlichen ein Budget von 10 Millionen Dollar zur Verfügung…
Seit sein Sohn bei einem tragischen Unfall ums Leben kam, für welchen er sich die Schuld gibt, ist der ursprünglich aus New Orleans stammende Detective John Prudhomme (Lambert) ein verbitterter, von Trauer und Selbstvorwürfen geplagter Mann. Unter den Kollegen deshalb nicht gerade beliebt – einzig sein Partner Hollinsworth (Leland Orser) steht ihm auch übers Dienstliche hinaus kumpelhaft zur Seite – leidet das Verhältnis zwischen ihm und seiner Ehefrau Sara (Barbara Tyson) ebenfalls schwer unter der Situation. Eines Tages wird er mit einem gleichermaßen ungewöhnlichen wie grausamen Fall konfrontiert: Dem Opfer wurde bei vollem Bewusstsein ein Arm abgeschnitten. Überdies wurden römische Ziffern in die Leiche geritzt und hat der Mörder die mit Blut geschriebene Botschaft "HE´S COMING" am Tatort hinterlassen…
Es dauert nicht lange, bis noch ein Körper ohne Arm gefunden wird – wiederum eine Woche später gefolgt von einem dritten, dieses Mal enthaupteten Toten. Man sieht sich also mit einem Serientäter konfrontiert. Zunehmend obsessiv geht Prudhomme die Ermittlungen an – und trotz der Unterstützung eines FBI-Agenten (Robert Joy) ist er es im Grunde allein, dem es gelingt, die Absicht des Killers herauszufinden, der scheinbar jeden Freitag zuschlägt: Die Zahlen weisen auf spezielle Passagen in der Bibel hin und das Osterfest nähert sich in Kürze – was in Kombination mit den Vornamen und Berufen der Opfer (Stichwort: Apostel) den Schluss zulässt, dass es sich offenbar um einen Fanatiker handelt, der aus den Körperteilen "seinen eigenen Jesus" zusammenstückeln und dessen "Auferstehung" zelebrieren will…
"Resurrection" ruft bei einem mehr als bloß ein vages "Déjà-vu-Gefühl" hervor: Etliche Gemeinsamkeiten mit "Se7en" sind unverkennbar – plus so einige generell als "Genre-Klischees" geltende Elemente bzw. Eigenheiten. In beiden Filmen jagen Cops einen religiös motivierten, grausam zu Werke gehenden Mörder in finsteren Gegenden einer tristen, verregneten Großstadt. Jener ist kein "impulsiver Irrer", sondern agiert akribisch und clever – vermeidet verräterische Spuren zugunsten vorsätzlich platzierter verrätselter Hinweise auf seine Absicht und Identität. Neben dem "Wettlauf gegen die Zeit" entwickelt sich zudem ein "Katz&Maus-Spiel" – welches von einem bestimmten Punkt aus an obendrein (erwartungsgemäß) "persönlich" wird – und auch hier vermag der Schuldige noch vorm Showdown gar mal in Polizei-Gewahrsam genommen zu werden…
Als engagierter Detective überzeugt Christopher Lambert: Unabhängig dessen, dass die "ihn innerlich zerreißenden seelischen Belastungen" Prudhommes den Part nicht wirklich interessanter gestalten, boten ihm die damit verbundenen "emotionalen Momente" aber immerhin die eine oder andere Gelegenheit zum "Schauspielern". Empfindungen wie Trauer, Entsetzen und Wut nicht verbergend, hat ihn der betreffende Schicksalsschlag hart mitgenommen sowie in eine "Glaubenskrise" gestürzt. Aufgrund letzterer Gegebenheit initiiert seine Frau irgendwann den Besuch eines örtlichen Priesters: Zwar lehnt John das Gespräch ab – allerdings hilft ihm der Kontakt zu jenem (übrigens von Kult-Regisseur David Cronenberg gemimten) "Mann Gottes" im Folgenden dann doch noch (passenderweise) bei seiner Arbeit weiter…
Während Leland Orser ("the Guest") Prudhomme´s sympathischen, gern Witze erzählenden Partner Hollinsworth gewohnt verlässlich verkörpert, geht auch die Performance Robert Joys ("Aliens vs Predator: Requiem") vollkommen in Ordnung und treten in Nebenparts u.a. noch Barbara Tyson ("Battle in Seattle"), Peter MacNeill ("Nightmare Alley") und Jonathan Potts ("Rupture") in Erscheinung. In Addition dazu, dass mich die Abbildung der Maskierung des Mörders auf einem der Covermotive unweigerlich an jene denken ließ, die Cronenberg in Clive Barker´s "Nightbreed" verwendete – anbei nun noch ein "Trivia-Häppchen": Orser ist ebenfalls in "Se7en" und "the Bone Collector" zu sehen – sowie in Jean-Pierre Jeunet´s "Alien 4", welcher wiederum bekanntlich ja den Titel-Zusatz "Resurrection" trägt…
Die urbane Umgebung, in der diese vorwiegend stereotypen, nicht selten banale Dialogzeilen von sich gebenden Charaktere existieren, ist eine ungemütliche, von schlechtem Wetter, Dunkelheit und kühlen Farbtönen geprägte. Fast unentwegt regnet es in Strömen – was mitunter leicht "unfreiwillig komisch" anmutet; z.B. wenn in manchen Einstellungen nicht richtig kaschierter wolkenfreier Himmel zu erspähen ist. Die Tatorte wurden vom Produktions-Team allesamt stimmungsvoll hergerichtet – sei es ein botanischer Garten, ein Einfamilienhaus oder ein verwahrlostes Gebäude, im dem sich sonst Obdachlose, Kriminelle, Junkies (etc.) tummeln. Stets finster sowie gelegentlich "beklemmend", setzen sich der Score James McGraths ("Darken") und die Bebilderung Jonathan Freemans ("Carver´s Gate") quasi zu einer "Komplementär-Einheit" zusammen…
Mulcahy war schon immer ein sehr "visueller" Regisseur, der zu Beginn seiner Karriere ja mit Video-Clips für Künstler wie Elton John sowie für Bands á la Duran Duran Bekanntheit erlangte. Im Vorliegenden griffen er und Freeman u.a. auf den Einsatz von "Shaky Cam" zurück – sowie punktuell auf eine spezielle "beschleunigte" Kamera-Bewegung. Mal funktioniert das eine oder andere in der Hinsicht gut – etwa beim Vermitteln eines Gefühls von Desorientierung – wogegen einzelne "optische Spielereien" aber auch "tendenziell unnötig" anmuten. Nichtsdestotrotz ist der Streifen ansprechend anzuschauen sowie ab und an durchaus creepy und spannend geraten – wie als Prudhomme eines Nachts (einer Spur nachgehend) ein Maler-Atelier erkundet und der Killer ihn dabei aus dem Background heraus beobachtet…
Hilfreich, um von der Vorhersehbarkeit und Unoriginalität abzulenken, ist außerdem, dass sich das Ganze angenehm zügig sowie bisweilen effektiv dramatisch entfaltet – eine Bahnhofs-Hatz sowie Prudhomme´s verzweifeltes Bemühen, rechtzeitig zu seiner in akuter Gefahr schwebenden Frau nach Hause zu kommen, seien da einfach mal beispielhaft genannt. Die religiöse Motivation ergibt zwar wenig Sinn, führt jedoch zu diversen Gräueltaten bzw. dem Publikum ziemlich "freigiebig" präsentierten Anblicken verstümmelter Leichen sowie von Körperteilen in verschiedenen Verwesungs-Stadien – wobei Spezielles gar "entschärft" werden musste, um ein "NC-17"-Rating zu verhindern – bevor letztlich alles in einem "B-Movie-haft netten" nächtlich-regnerischen Showdown auf einem Hochhausdach mündet; inklusive eines bedrohten Neugeborenen…
Fazit: "Resurrection" ist ein düster-makabrer, handwerklich ordentlicher Serienkiller-Thriller, der zwar nie die Intensität und Qualität seines unverkennbaren "Vorbilds" erreicht, dem geneigten Betrachter an sich aber dennoch kompetente, unterhaltsame Genre-Kost offeriert…
knappe