Entstehungsdaten:
USA 2020
Regie:
Parker Finn
Darsteller:
Caitlin Stasey
Lew Temple
Teaser
Bei "Laura hasn´t slept" haben wir es mit einem (ohne Abspann) knapp neuneinhalb-minütigen Horror-Kurzfilm von Regisseur und Drehbuchautor Parker Finn zutun – seinem bis dato zweiten nach "the Hidebehind" aus dem Jahr 2018. Ursprünglich sollte das Werk auf dem 2020er "South by Southwest"-Festival seine Premiere feiern – bevor jene Veranstaltung aufgrund der grassierenden "Covid-19"-Pandemie jedoch abgesagt werden musste. Den "Special Jury Recognition Award" in der Kategorie "Midnight Shorts" gab´s aber trotzdem – worauf im Folgenden noch ein paar weitere Auszeichnungen (etwa bei entsprechenden Veranstaltungen in Colorado und Utah) hinzukamen…
Offenkundig befindet sich Laura (Caitlin Stasey) in keiner guten mentalen Verfassung, als sie dem Therapeuten Dr. Parsons (Lew Temple) in dessen Praxis davon berichtet, dass sie in den vergangenen Nächten nicht geschlafen hätte. Genau genommen habe sie bewusst alles drangesetzt, unbedingt wach zu bleiben. Ihre Veranlassung dafür seien schreckliche Albträume, die vor über einer Woche angefangen hätten: In ihnen würde jeweils ein Mann auftauchen – stets aber mit einem anderen Gesicht (quasi wie "eine Verkleidung" – ohne sich dabei jedoch um Masken zu handeln). Anhand seiner Augen, seiner Stimme und seines unheimlichen Lächelns würde sie dennoch bar jeden Zweifels wissen, dass immerzu er es ist…
Laura hat panische Angst davor und ist davon überzeugt, zu sterben, sollte der Mann ihr sein "wahres Gesicht" preisgeben – das hinter all den bisher gezeigten: "Do you think that when a dream feels real enough, it can affect you in the real world? Like, just something so horrible that it can hurt you? Do you think a nightmare could kill you?" Sie weiß nicht, was sie tun soll – sucht nach Antworten. Parsons indes erklärt ihr, wie wichtig Schlaf doch fürs psychische Wohlbefinden sei, und erkundigt sich nach weiteren Details. Wäre ein erlittenes traumatisches Erlebnis als Ursache möglich? Schließlich stellt er ihr die Frage, ob oder wie sie denn überhaupt sicher sein könnte, eventuell jetzt nicht gerade zu träumen…
"Laura hasn´t slept" erzählt beileibe keine "frische" Geschichte – allerdings eine, die (unabhängig einer gewissen Vorhersehbarkeit) beim Zuschauer rasch ein ergiebiges Maß an Interesse zu generieren vermag; so wie das bei einer Veröffentlichung mit einer derart kurzen Laufzeit im Prinzip ja unerlässlich ist. Einen gewichtigen Anteil daran ist der feinen Performance Caitlin Staseys ("All Cheerleaders die") zuzurechnen, welche ich seit Stuart Beattie´s Bestseller-Adaption "Tomorrow, when the War began" (2010) generell sehr schätze sowie alle der mit dem vorrangig von Furcht, Paranoia und Asomnie geprägten Part verbundenen Manierismen und Emotionen überzeugend meistert…
Ihre Schilderungen und Reaktionen vermitteln den von Laura empfundenen Terror – ebenso wie sie simultan Beklemmung und Suspense erzeugen. Jeder dürfte schonmal Träume gehabt haben, die nach dem Erwachen noch nachwirken – an die man unweigerlich denken muss; die einem (weshalb auch immer) einfach nicht aus dem Kopf gehen wollen. Oder solche, in denen man nur im ersten Augenblick glaubt, nicht mehr zu schlafen – was in Horror-Streifen inzwischen ja als ein Klischee erachtet wird – worüber hinaus die Vorstellung, unter Umständen wohlmöglich fortwährend in einem Traum (oder im übertragenen Sinne: in einem Koma) "gefangen" zu sein, ebenfalls eine ungemein beängstigende ist…
Kinder in einer bestimmten Altersphase können Träume nicht von der Realität unterscheiden. Man beruhigt sie dann und sagt ihnen, dass das "Erlebte" keine Wirklichkeit gewesen sei. Erwachsene wissen jedoch, dass in ihnen u.a. wahre Geschehnisse verarbeitet werden. Man kann sie eigenständig mit Hilfe von Infos zu dem Thema deuten – oder sie im Rahmen einer Therapie professionell analysieren: Siehe Laura´s Session mit Dr. Parsons, welchen Lew Temple ("Night Moves") rundum solide sowie zum Beruf passend sachlich-ruhig portraitiert. Potentiell lässt sich das ihm von Laura Berichtete also auf unterschiedliche Weise auslegen bzw. interpretieren – bspw. allegorisch oder psychologisch auf sie bezogen…
Aufgrund des Genres, dem "Laura hasn´t slept" angehört, kann es aber ja durchaus sein, dass der creepy lächelnde Mann nicht bloß eine "symbolische Gestalt" in ihrem Gehirn Schrägstrich Verstand ist – sondern eine "echte" Entität und somit eine tatsächliche leibhaftige Bedrohung. Egal, ob dem letzten Endes so ist – oder ob Laura rein auf der Basis ihrer Gedanken eine Gefahr für sich selbst darstellt: Die präsentierte Situation ist auf jeden Fall eine angespannte. Und auch wenn man es eigentlich nicht extra erwähnen müsste: Natürlich schwört ihre Befürchtung, getötet zu werden, sollte sie wieder einschlafen, prompt Erinnerungen an Freddy Krueger´s "Modus Operandi" in der "A Nightmare on Elm Street"-Franchise herauf…
Im ersten Verlaufsabschnitt ist Finn´s Skript im Bereich des sich überwiegend via der Dialoge vollziehenden Story-Aufbaus angenehm tight geraten. Losgelöst der Gegebenheit, dass es an sich (zumindest im Groben) schon zu erahnen ist, sieht man dem, wie sich das Ganze wohl entfalten mag, umso erwartungsvoller entgegen, je mehr uns Laura mitteilt. In Kombination mit Stasey´s Darbietung sowie inspiriert arrangierter Einstellungen "sitzt" diese sich gedeihlich zuspitzende Passage (inklusive eines kurzen amüsanten Kaffee-Beschaffungs-Moments) prima – bevor an einem Punkt dann plötzlich eine markante Veränderung (u.a. in Sachen Schauplatz, Farbgebung und "Atmosphäre") eingeläutet wird…
Es heißt ja, Albträume kommen vor allem in der zweiten Nachthälfte vor – und so ähnlich verhält es sich auch hier: Mit einem Mal findet sich Laura an einem düsteren, ihr kaum noch vertrauten Ort wieder – das "schützende Ambiente" der Praxis zerfällt und verwittert buchstäblich vor ihren Augen. Das Gefühl, eingesperrt und ausgeliefert zu sein, sowie eine nun konkrete verzweifelte Besorgnis erkeimt in ihr – denn ihr ist bewusst, dass "er" (oder besser: es) bald in Erscheinung treten dürfte. Doch ist das real – oder schläft sie gerade? Liegt sie mit ihrer Annahme zum akut drohenden Tode überhaupt richtig? Hat sie Chancen, zu entkommen oder sich zu wehren? Die folgenden Minuten werden es zeigen…
"Laura hasn´t slept" wartet mit einem ansprechend anzusehenden Set-Design auf – wobei anzumerken ist, dass sich alles in einer einzigen, sich allerdings "wandelnden" Räumlichkeit abspielt – während die von Rob Himebaugh ("Silk") komponierte Musik-Untermalung in Ordnung geht und die Kamera-Arbeit Dan Clarkes ("Ingress") keine Notwendigkeit zur Klage hervorruft sowie zusammen mit der gewählten Ausleuchtung und dem Editing Tristan Borys' ("the Night Sitter") sowohl die Gemütsverfassung Lauras als auch die angestrebte bzw. vorherrschende (meist unruhig-nervöse oder unbehaglich-beklemmende) "Stimmung" zusätzlich bekräftigt…
Etwas schade ist es, dass dieser Kurzfilm in einer zentralen Hinsicht dasselbe "Schema" vieler anderer nutzt – nämlich das evidente Zusteuern auf eine mit einem "Erschrecker" verknüpfte finale Preisgabe. Erfreulicherweise wird einem im Vorliegenden jedoch noch eine effektive "Reaktion" darauf geboten, anstatt dass unmittelbar danach die Credits einsetzen, so wie es eine Zeit lang ja en vogue war – siehe u.a. David Sandberg´s "Lights Out"-Original. Alles in allem hat Finn ein kompetentes Werk geschaffen, mit dem er dienlich auf sich aufmerksam machen konnte – und so besiegelten er und "Paramount Pictures" bereits Mitte 2020 das Realisieren einer "abendfüllenden Version" des Stoffes: "Smile" (2022).