Entstehungsdaten:
USA 2022
Regie:
Parker Finn
Darsteller:
Sosie Bacon
Kyle Gallner
Jessie T. Usher
Caitlin Stasey
Trailer
Eigentlich war 2022er Horror-Streifen "Smile" rein für den Streaming-Dienst "Paramount+" gedacht gewesen – bis abgehaltene Test-Screenings allerdings derart positiv ausfielen, dass sich die Verantwortlichen schließlich doch für einen weltweiten Kino-Start entschieden: Zu Recht sowie überaus erfolgreich! Für Parker Finn sein Spielfilm-Debüt markierend, basiert das Werk auf einem "Short" aus dem Jahr 2020, welchen er ebenfalls verfasst und in Szene gesetzt hatte: "Laura hasn´t slept". In jenem sucht eine junge Frau (Caitlin Stasey) einen Psychiater auf und berichtet ihm von ihren schrecklichen Albträumen, in denen immerzu ein unheimlicher, creepy lächelnder Mann vorkommt, der aber stets ein anderes Äußeres aufweisen würde. Sie hat panische Angst davor und ist davon überzeugt, zu sterben, sollte sie erneut einschlafen und die Gestalt ihr gegenüber "ihr wahres Antlitz" preisgeben – das hinter all den bisherigen…
Bis auf einzelne Details ersann Finn bei seiner "Erweiterung" der ursprünglichen Materie (von knapp unter 10 Minuten auf eine nunmehr fast zweistündige Laufzeit) eine weitestgehend neue Geschichte, im Rahmen derer er die Ausrichtung des Ganzen durch gewisse abgewandelte inhaltliche Aspekte und Gegebenheiten weg von ein wenig an die "A Nightmare on Elm Street"-Franchise erinnernd hin zu einem augenfällig an Veröffentlichungen wie "the Ring" oder "It Follows" angelehnten "Fluch-Schema" veränderte. 17 Millionen Dollar wurden ihm als Budget zur Verfügung gestellt – die Dreharbeiten begannen im Oktober 2021. Was mich persönlich gefreut hat, ist dass Finn für die Pre-Credits-Sequenz auch wieder Stasey als Laura mit an Bord holte – allerdings ohne dass ihr Part im Vorliegenden (unabhängig der Namens- und Zustands-Gleichheit) in irgendeiner Weise an ihren im Kurzfilm anknüpft…
Dr. Rose Cotter (Sosie Bacon) ist eine engagierte Psychiaterin, die am Ende einer ausgedehnten Schicht schon förmlich zur Tür hinaus ist, als ihr Telefon dann aber doch noch einmal klingelt: Gerade ist eine verstört-verängstigte, offenbar an Halluzinationen und Verfolgungswahn leidende Frau eingeliefert worden. Umgehend übernimmt Rose die Patientin und begibt sich ans Führen des Aufnahme-Gesprächs: In jenem schildert Laura ihr, dass eine sich in den Gesichtern unterschiedlicher Menschen zeigende furchteinflößende "Entität" hinter ihr her sei – ein Geist oder Wesen; erkennbar vor allem an seinem diabolischen Lächeln. Plötzlich gerät Laura in Panik: Eine Vase zerbricht und Rose wendet sich für einen Moment von ihr ab – worauf Laura sie bloß nur noch schweigend, still stehend sowie grotesk grinsend anstarrt, bevor sie sich eine Scherbe in den Hals rammt und sich langsam die Kehle durchschneidet…
Trotz des Schocks will sich Rose infolge dessen keine "Auszeit" gönnen: In ihrer Profession fühlt sie sich gefestigt und daheim hat sie ihren Verlobten Trevor (Jessie T. Usher) an ihrer Seite. Rasch aber beginnt auch sie seltsam lächelnde Personen in ihrem Umfeld zu sehen. Als ihr Gemütsempfinden und Verhalten immer "instabiler" wird, verordnet ihr Chef (Kal Penn) ihr stracks eine Woche Urlaub und kontaktiert Trevor ihre ehemalige Therapeutin Dr. Northcott (Robin Weigert) zwecks Unterstützung: Glauben will ihr jedoch keiner. Eher hält man das für aufgewühlte Auswirkungen eines in ihrer Kindheit erlittenen Traumas. Selbst Rose ist sich eingangs nicht sicher, ob der Schrecken nicht vielleicht tatsächlich "rein in ihrem Kopf" existiert – bis sie mit Hilfe ihres bei der Polizei tätigen Ex-Freunds Joel (Kyle Gallner) gezielte Nachforschungen anstellt und auf eine unselige Kette an Ereignissen stößt, derer sie nun ein Teil zu sein scheint…
Auf psychische Ausnahme-Situationen greift "Smile" nicht nur als "effektive Genre-Elemente" zurück – also um auf jenem Wege bspw. Beklemmung oder Erschaudern zu erzeugen – sondern setzt sich simultan erfreulich bedacht mit der Thematik an sich auseinander. Laura´s Suizid ist kein leicht zu verarbeitendes Erlebnis – allerdings sieht sich Rose aufgrund ihrer beruflichen wie privaten Erfahrungen gut dazu imstande. Die Sache ist jedoch, dass dadurch etwas in ihr "zutage gekehrt" wird – und zwar mit belastenden Emotionen verknüpfte Gedanken an den Freitod ihrer Mutter Jahre zuvor, bei dem sie zugegen war und welcher fern von "selbstzweckhaft" ins Werk mit integriert wurde. Was damals geschah, hat sie und ihren Lebensweg gewichtig geprägt – samt Vorwürfe an sich selbst, ihrer Verbundenheit mit ihrem Job sowie des Eindrucks, von ihrer Schwester Holly (Gillian Zinser) zu jener Zeit im Stich gelassen worden zu sein…
Rose legt viel Wert darauf, dass niemand ihre Patienten als "verrückt" (irre, durchgeknallt etc.) bezeichnet – was Außenstehende ja häufig (pauschalisierend-abschätzig) tun. Ihre eigenen Visionen versucht sie anfangs noch möglichst rational zu erklären – will sich nichts eingestehen, das über Faktoren wie Stress hinausreicht; fürchtet das oft damit zugehörige "Stigma". Sie wirkt und agiert zunehmend fahriger und paranoider – ist enttäuscht davon, dass Trevor zugibt, online nach "Arten von Geisteskrankheiten" recherchiert zu haben, dass ihr Chef nicht spezifischer auf sie, ihre Aussagen und Besorgnisse eingeht (da ein drohender Burnout in seinen Augen wohl das Naheliegendste ist) sowie dass ihre Therapeutin die Ursache klar in Rose´s Vergangenheit verwurzelt sieht. Der Zuschauer ist sich indes seiner eigenen vermutlichen Reaktion gewahr, sollte ihm jemand mal solche Dinge wie Rose berichten…
Rose´s schwindende Verlässlichkeit in Bezug auf ihre Wahrnehmung der Welt um sich herum stellt sie vor eine wichtige, zügig bewältigt werden müssende Herausforderung in der Hinsicht. An einem Punkt schreit sie Trevor an: "I´m not crazy!" – wonach sie sich prompt dafür entschuldigt und ihren Blick beschämt zu Boden senkt. An einer anderen bittet sie Dr. Northcott um Medikation, als die Selbstzweifel weiter anwachsen – was jene jedoch ablehnt. Schon bald fühlt sie sich kaum noch irgendwo sicher – vor unheimlichen Lauten, Stimmen und "Grinse-Fratzen". Am Geburtstag ihres Neffen kommt es schließlich zu einer Eskalation der Lage sowie des Verhältnisses ihrer Mitmenschen zu ihr, als der Junge ihr Geschenk öffnet: Die betreffende "Kluft" wird noch tiefer gerissen – mit ihr allein auf einer Seite. Je mehr ihr widerfährt und sie herausbekommt, desto stärker zieht sie "Übernatürliches" mit in Betracht…
Dass es in "Smile" eine echte "paranormale Gefahr" gibt, dürfte fürs Publikum derweil keinerlei Frage sein. Über Laura war bekannt, dass sie nicht lange vor ihrem Tod dabei Zeuge wurde, wie sich einer ihrer Dozenten mit einem Hammer selbst den Schädel zertrümmert hatte. Als Rose mit seiner Witwe (Judy Reyes) spricht, präsentiert jene ihr einige düster-verstörende Malereien und erinnert sich daran, dass das beunruhigende Gebaren ihres Mannes erst hervortrat, nachdem er rund eine Woche zuvor jemanden hat sterben sehen: Ein "Muster" wird deutlich. Um diesen Ansatz weiterzuverfolgen, nutzt sie Joel´s Zugewandtheit und Zugang zur Polizei-Datenbank – dessen Skepsis sich kurzerhand in Verwunderung und Neugier wandelt, als sich Rose´s Theorie Fall um Fall bestätigt. Wäre das alles in der Form real, würde es zugleich aber auch bedeuten, dass für Rose die Zeit allmählich knapp wird…
Kann es Rose schaffen, diesem Schicksal zu entrinnen? Und wenn ja: Wie? Ähnliche "Dilemmas" sind einem bereits aus diversen Genre-Vertretern vertraut – siehe oben – allerdings ist es Finn nichtsdestotrotz gelungen, bei seiner Variante dieses Plot-Konstrukts das Interesse am Gebotenen dank der inhaltlichen und handwerklichen Ausgestaltung durchweg aufrecht zu erhalten. Dennoch muss der "konventionelle" Ablauf als die größte Schwäche des Films angeführt werden. Bei ihren Nachforschungen stoßen Rose und Joel auf eine Person, die aus diesem "Todes-Zyklus" offenbar aber wohl "ausbrechen" konnte: Seither wegen Mordes inhaftiert, berichtet jener (Rob Morgan) ihnen u.a. davon, wie ihm das geglückt war – und zeigt Rose somit eine (allerdings nicht bloß moralisch arg fragwürdige) Möglichkeit auf, ihrem "aufgezwungenen Selbstmord" eventuell doch noch entrinnen zu können…
In der Hauptrolle überzeugt Kyra Sedgwick´s und Kevin´s Tochter Sosie Bacon ("Charlie says") mit einer die Empfindungen, Einwirkungen und Entwicklungen Roses (unter ihnen Verunsicherung, Furcht, Verzweiflung und Verletzbarkeit) glaubhaft vermittelnden Performance. Als ihr mit der Situation rasch überforderter, ihr nicht inniger als "oberflächlich" beistehender Verlobter Trevor verbleibt Jessie T. Usher ("Ride") dagegen "blass" – während Kyle Gallner ("Scream", 2022) ihren hilfsbereiten Ex Joel ebenso ordentlich zum Besten gibt wie Caitlin Stasey ("Tomorrow, when the War began") die verängstigte Laura. In weiteren Parts agieren Gillian Zinser ("the Guilty"), Robin Weigert ("Bombshell"), Kal Penn ("the Girl in the Photographs"), Jack Sochet ("Like Salt") und Rob Morgen ("Cut Throat City") jeweils solide – worüber hinaus Dora Kiss ("Lost Angelas") Rose´s und Holly´s Mutter in Rückblenden verkörpert…
Mit einem "Smile" können wir Dinge wie Freude und Sympathie signalisieren – kommunizieren, beruhigen, Konflikte entschärfen sowie eine "Connection" zu jemandem herstellen. Unabhängig dessen, dass ein falsches, unauthentisches Lächeln mitunter unnatürlich, tendenziell unheimlich ausschaut, wird ein solches von vielen aber oft dazu verwendet, um etwas zu "überstrahlen"; um sich quasi "dahinter zu verbergen" – so wie als sich Rose auf dem Geburtstag ihres Neffen fest darum bemüht, den Anschein zu erwecken, dass "alles okay" sei. In der Realität sind seelische Probleme unterhalb derartiger "Fassaden" keine Seltenheit. Anders (sprich: besser) als in Jeff Wadlow´s "Truth or Dare" mutet das "Cheshire-Cat"-eske Grinsen der Leute hier wahrhaft "nervenaufreibend" an – was sich unweigerlich auch auf eigentlich davon Losgelöstes überträgt; á la der Anblick eines alten Werbemotivs mit 'ner "happy-strahlenden" Familie drauf…
Immer mal wieder stehen Dämonen, Monster oder Geister in Horror-Filmen symbolisch für irgendwelche "inneren Abgründe" der Charaktere, die sich mit ihnen konfrontiert sehen. Im Vorliegenden lassen sich in der Beziehung jedoch bestimmte "Abwandlungen" verzeichnen: Das, wovon die Leidtragenden heimgesucht werden, nährt sich sozusagen an deren Traumata sowie den zugehörigen Folgen – ist dabei aber selbst fürs Auslösen, Potenzieren und Verbreiten bzw. Transferieren eben jener verantwortlich. Ja, Rose hat die (teils verdrängten) Umstände des Todes ihrer Mutter noch nicht verarbeitet – allerdings ist das im Kontext der gegenwärtigen Geschehnisse im Prinzip bloß ein Zufall: Die Mehrzahl derjenigen vor ihr (wie Laura oder ihr Dozent an der Uni) war an sich "psychisch stabil" – bis sie urplötzlich Zeuge einer belastenden, schockierend-schrecklichen Gewalttat wurden…
Gekonnt erfährt Rose´s Gemütszustand überdies eine gewisse "visuelle Veranschaulichung" – wodurch beim Publikum im Zuge dessen ein ähnliches Gefühl heraufbeschworen wird: Cinematographer Charlie Sarroff ("Relic") nutzte dafür u.a. sporadisch eine reizvolle, verfremdende "auf den Kopf gestellte" Perspektive sowie ersprießlich Anspannung generierende langsame, ruhige Kamera-Bewegungen, welche einen förmlich noch "anfälliger" für jederzeit auftreten könnende Jump-Scares machen, von denen es etliche gibt. Obgleich einige dieser "Erschrecker" recht vorausahnbar-gängig daherkommen, sind die meisten aber dennoch ansprechend effektiver und abwechslungsreicher Beschaffenheit – was dienlich mit dem feinen Sound-Design und creepy-kreativen Score sowie verschiedenen einprägsamen Images und blutig-brutalen Momenten harmoniert…
Mit "Smile" hat Parker Finn ein unterhaltsames, kompetentes Kino-Debütwerk vorgelegt: Sein Können ist evident. Trotz einer ganzen Reihe inspirierter Elemente und Eigenschaften (neben den bereits genannten zudem die gewählte Farb-Platte sowie die Daxophon-Einbindung bei der Musik-Untermalung) hätte man sich insgesamt aber doch eine zumindest ein Stück weit eigenständigere, originellere Story gewünscht: Die "großen Vorbilder" sind unverkennbar – inklusive eines speziellen "Cutaways" nahezu 1:1 wie im "the Ring"-Remake. Obendrein wird Rose am Ende an den Schauplatz ihrer nicht gerade unbekümmerten Kindheit zurückgeführt sowie der Bedrohung eine konkrete (wunderbar groteske) Gestalt verliehen: Explizität statt Subtilität. Einerseits schade – letztlich allerdings ohne allzu gravierende Auswirkungen auf den überwiegend positiven Gesamteindruck…