wolfman schrieb
Die Atmosphäre ist aber doch ein ganz gravierender Punkt bei einem Film, oder? Ich wollte mir kürzlich In The Mood For Love auf deutsch anschauen. Hab dann nach 10 Minuten ausgemacht, weil die komplette Stimmung des Filmes (so wie ich ihn kennen und lieben gelernt habe) verloren ging.
Dem kann ich mich nur anschließen. Für mich ist der Originalton eines Filmes sehr wichtig geworden. Dabei spielt es kaum eine Rolle, welche Sprache im Originalton gesprochen wird, sondern einzig und allein, ob dazu brauchbare Untertitel vorhanden sind. Mir persönlich macht es einfach Spaß, Filme aus aller Welt im O-Ton zu sehen. Der sprachliche Aspekt trägt da für meine Wenigkeit einen nicht unerheblichen Teil zum Filmerlebnis bei. Die Eigenheiten die ein Film aus einem bestimmten Herkunftsland mitsichbringt, hängen von diversen Faktoren ab, u.a. von der Geschichte die erzählt wird. Was ich hier als Eigenheiten bezeichne soll sehr allgemein gesprochen für Merkmale, meist kultureller Art, stehen, die man oberflächlich betrachtet mit bestimmten Ländern oder Kulturkreisen assoziiert. Dazu gehören, abhängig von der Art des Filmes, zB. die Ausstattung, die Schauspieler/Beteiligten, die Drehorte und viele andere kleinere und größere Details. Gerade wenn es sich um historische Filme oder um Filme die in einer bestimmten Epoche spielen, handelt, sind diese von besonderer Bedeutung. Charakteristisch ist aber natürlich auch die Landessprache, in diesem Zusammenhang also der Originalton. Er ist einer dieser Bausteine, der für mich zu einem rundum gelungenen Filmerlebnis dazugehört. Fehlt der, dann heißt das nicht, dass das Filmerlebnis in sich zusammenstürzt, sondern nur, dass ein Teil des Ganzen fehlt.
Sicherlich ist es nochmal eine andere Sache, die Sprache auch zu verstehen, in der ein Film gedreht wurde, da erschließen sich ganz neue Aspekte. Andererseits ist die Sprache ja mit Mimik und Gestik verbunden, was neben den Untertiteln ja zusätzlich zum Verständnis beiträgt.
Ich habe mich jedenfalls sehr schnell an den Klang verschiedener Sprachen gewöhnt und bin der Meinung, dass durch Synchronisation ein nicht unerheblicher Teil an Atmosphäre und Authentizität verlorengeht. Die charakteristischen Merkmale die ich oben zu erklären versucht habe, kommen eben zu einem gewissen Teil auch durch die Betonung und Phonetik der einzelnen Sprachen zum tragen. Dass das nicht für jeden Film oder jede Art von Film in gleichem Maße gilt, dürfte klar sein. Die schon angesprochene automatische Zuordnung der bekanntesten Schauspieler zu ihren Synchronsprechern, welche zum Problem bei Um- bzw. Fehlbesetzung wird, entfällt ebenfalls.
Ich will hier deutsche oder sonstige Synchronisationen nicht abwerten, im Gegenteil, ich bin auch der Meinung, dass es etliche sehr gute Synchronsprecher gibt. Trotzdem bevorzuge ich die Originalspur, was wiederum auch nicht bedeutet, dass ich mir prinzipiell gar keine synchronisierten Fassungen mehr ansehe.
Ich finde es nur schade, dass die oft geführte Diskussion zu den Gründen, warum manch einer den O-Ton bevorzugt und andere eben nicht, meist nur schwarz-weiß gesehen wird. Da wird der O-Ton-Gucker von gewissen Leuten prinzipiell als Angeber oder Lügner dargestellt und einem deren Meinung als die Allgemeingültige aufgezwungen.Überhaupt nervt mich manchmal das Cineastengehabe mancher Filmfreunde und wirkt aufgesetzt. Jeder hat einen anderen Geschmack und Anspruch, passt nach verschiedenen Kriterien eben auch seine Sammlung an. Für den einen ist eine fehlende Originaltonspur ein schwerwiegendes Versäumnis, ein anderer kann da leicht drüber hinwegsehen. Gleiches gilt für viele andere Gesichtspunkte, wie den Film selbst betreffende oder solche die die technische Seite betreffen. Jemanden nach seiner Sammlung oder nach ein paar DVDs zu beurteilen ist sowieso ein großer Schwachsinn.
Man sollte die Dinge halt insgesamt etwas differenzierter betrachten, man muss deshalb ja nicht die gleiche Meinung haben. Ich hoffe man kann wenigstens zu einem gewissen Grad nachvollziehen, warum mir die Originaltonspur sehr wichtig ist, auch wenn diese nicht Deutsch oder Englisch ist. Meist arten solche Diskussionen schnell aus, deshalb hab ich mir ein wenig Zeit genommen um einige wenige Gründe dafür anzuführen, sicher gibt es noch viele weitere.
Ich hab etwas gezögert, ob ich etwas dazu schreibe, weil ich mich schon oft genug zu diesem Thema geäußert habe, aber es ist eben meine Sicht der Dinge und nichts wofür ich mich rechtfertigen oder gar verstellen müsste. Mir persönlich macht diese Art Filme zu sehen am
meisten Spaß.
Die sog. Problematik an Untertiteln klebenzubleiben und dabei weniger vom Film mitzubekommen ist sicher auch Gewöhnungs- bzw. Übungssache.
Zur Qualität der Untertitel und Übersetzung:
Man muss sich da sicherlich meistens auf die Fähigkeiten der Übersetzer verlassen, da man selbst nichts dazu sagen kann. Ich habe da aber Vertrauen in die meisten Labels, dass sie für ihre Untertitel auch professionelle Kräfte engagieren. Außerdem werden heutzutage selbst so vermeintliche Kleinigkeiten wie Untertitel im Internet mit Argusaugen begutachtet. Wenn dann größere Probleme oder gar sinnentstellende Passagen vorkommen, kann man darüber lesen.
Zu Deinem Beispiel mit "Throne of Blood" (fehlt noch in meiner Sammlung): Du bist auf diese Schwierigkeit ja auch nur durch das Lesen des Booklets aufmerksam geworden, bei einer Synchronisation müssen auch oft Kompromisse eingegangen werden, um zB. eine anständige Lippensynchronität zu gewähleisten. Die Kunst wird es sein, dass sowohl bei den Untertiteln als auch bei der Synchronisation nicht zuviel auf der Strecke bleibt. Bei bestimmten japanischen Filmen wie dem von Dir angesprochenen wird das sicherlich manchmal sehr schwer sein, aber ob da eine Synchro so viel mehr Möglichkeiten bietet, wage ich zu bezweifeln.
So oder so wird es überall Negativbeispiele geben, aber dass bei Filmen allgemein durch Untertitelung sehr viel Inhalt verlorengeht, würde ich jetzt nicht behaupten.
Außerdem hilft einem in solchen Fällen Literatur, das Internet oder andere Quellen weiter. Bei diversen japanischen oder chinesischen Filmen sind neben Kalligraphie auch traditionelle Bräuche zu sehen, die dem westlichen Betrachter erst erläutert werden müssen, um die Bedeutung zu verstehen, der asiatische Zuschauer hat da natürlich keinerlei Probleme.
Wie schon gesagt, erschließen sich unabhängig von der Sprache einige, teils wahrscheinlich auch nicht unwichtige Elemente erst, wenn man sich mit bestimmten Themen näher befaßt.
Wenn man einer Sprache nicht mächtig ist muss man sich so oder so auf Kompromisse einstellen.