Der in naher Zukunft angesiedelte Streifen „the Thinning“ (2016) wartet mit einer reizvollen Prämisse auf: Aufgrund der globalen Überbevölkerung haben sich die Länder der Erde zu teils drastischen Maßnahmen entschlossen, um diesem Problem Herr zu werden. Während manche die 1-Kind-Politik nun umso stärker durchsetzen, wird in anderen dafür gesorgt, dass die Menschen nur noch ein bestimmtes „produktives“ Alter lang leben, bevor sie dann sozusagen „euthanasiert“ werden (also ohne dem Aufwand und den hohen Kosten der späteren „Versorgungs- bzw. Pflegejahre“). In den USA wird dagegen folgende Methode praktiziert: Während der Schulzeit müssen alle Kids 1x pro Jahr einen Wissenstest absolvieren – worauf die mit den schwächsten Ergebnissen (5% pro Klassenstufe) im Anschluss prompt exekutiert werden. Dies sichert zugleich, dass die Bevölkerung einen besseren Bildungsstand besitzt sowie dadurch u.a. Innovationen und wirtschaftliche Erfolge gesteigert werden können…
So weit, so nicht uninteressant. Nun die konkrete Geschichte innerhalb dieses Rahmens/Kontexts: Blake und Laina besuchen eine High School in Austin, Texas. Er ist der Sohn des Gouverneurs – sie eine Musterschülerin, die sich um ihre Geschwister kümmert, während ihre Mutter schwer erkrankt ist. Als Blake´s Freundin Ellie den Test nicht besteht – und sein Vater aussagt, „gegen das System“ auch nichts tun zu können – ist Blake im Folgenden derart niedergeschlagen und verärgert, dass er den Test im nächsten Jahr bewusst in den Sand setzt, um sein Leben zu lassen und damit „ein Zeichen zu setzen“, das seinen Dad möglichst zu einem Umdenken bewegt. Der bekommt das allerdings noch rechtzeitig mit und lässt Jake´s Namen im System austauschen – ausgerechnet mit Laina als (zufällige) Leidtragende. Angesichts dieser Manipulation setzt Blake alles daran, die Ausführung dieses Hinrichtungs-Durchgangs aufzuhalten…
„the Thinning“ ist eine „YouTube Red“-Produktion von Michael J. Gallager – einem „Online-Content-Creator“, der zu jenem Zeitpunkt u.a. aber schon mehrere Serien, Shorts sowie den 2012er Horror-Streifen „Smiley“ gedreht hatte. Leider stand ihm nur ein geringes Budget zur Verfügung, so dass man quasi den „the-Purge-1-Weg“ gegangen ist: Statt das „große Ganze“ der Lage zu präsentieren, beschränkte man sich weitestgehend auf einen einzigen Schauplatz – nämlich auf den abgeriegelten Gebäudekomplex, in dem alle festgehalten werden, während Laina und Blake ihren Verfolgern zu entwischen sowie an Beweise fürs Geschehene zu kommen versuchen (mit der Presse und besorgten Eltern vor dem Gelände, dem zunehmenden Druck auf den Gouverneur, der wiederum um eigene „Schadensbegrenzung“ bemüht ist, sowie den anderen Kids, die nicht wissen, was um sie herum gerade vor sich geht etc.)…
Wir haben es also mit einer (inzwischen geradezu „klassischen“) Young-Adult-Dystopie zutun – aber mit keiner von „Kino-Qualität“. Das ist an sich nicht wirklich ein Problem – war schließlich auch nie so gedacht – doch trotz der Materie wirkt das Gebotene hier einfach zu „zahm“ und „oberflächlich“. Das Skript liefert nicht genügend „Attraktivität“ in Sachen Charaktere und Ereignisfolgen – die Regie vermag diese Defizite in keiner Weise zu kaschieren. Selbst die nur 80-minütige Laufzeit wirkt mitunter merklich „gestreckt“ (bspw. in Form mehrerer Schleich-Aktionen durch Ventilationsschächte). Die Spannung hält sich in Grenzen – es gibt eine Reihe von Klischees sowie so einige Logikschwächen zu registrieren. Score, Kamera-Arbeit und Inszenierung kommen derweil ziemlich „konventionell“ daher – worüber ich mich bei einem Projekt wie diesem hier aber gar nicht übermäßig beklagen möchte…
In der Hauptrolle agiert Payton List „annehmbar“, einzelne junge „Online-Content-Creator“ in kleineren Rollen (unter ihnen Lia Marie Johnson) „stören“ nicht wirklich, Michael Traynor gibt einen grimmigen „08/15-Baddie“ zum Besten und Stacey Dash aus „Clueless“ bekommt man auch mal wieder zu sehen. Und dann wäre da noch Logan Paul – seines Zeichens Influencer, Podcaster, Boxer, arschiger NFT-Crypto-Scammer sowie generell ein ziemlicher Blödmann. Als Blake gibt er in den Action-Momenten eine durchaus ordentliche Figur ab – darstellerisch ist er dagegen schlichtweg schwach. Trotz all des verschenkten Potentials, seiner „blassen“ Besetzung und uninspirierten Realisierung fand ich „the Thinning“ mitunter aber keineswegs ununterhaltsam, muss ich sagen – die letzten Minuten gefielen mir sogar überraschend prima…
gute