Man kann getrost sagen, dass die HBO-A24-Bron-(mini)-Serie „the Idol“ (2023) a mess ist – allerdings a hot mess, um das mal so zu formulieren. Erschaffen von Abel “The Weeknd” Tesfaye und Sam Levinson – dem Mann hinter der fantastischen US-Version von „Euphoria“ – begann das Chaos schon während der Dreharbeiten – nämlich als Regisseurin Amy Seimetz 2022 gefeuert wurde, nachdem sie bereits rund 80% der Season abgedreht hatte, da die Showrunner mit ihrer (feministischen?) Herangehensweise an die Materie nicht zufrieden waren. Infolge dessen gab es Nach- und Umbesetzungen, Rewrites und ausgiebige Reshoots – sowie am Ende bloß fünf anstatt der ursprünglich geplanten sechs Folgen…
„the Idol“ ist sleazy, shallow und oversext – was an sich prima mit der Musikindustrie und den sie bevölkernden Persönlichkeiten harmoniert. Wer Levinson (siehe auch „Assassination Nation“) kennt, der weiß, dass er nicht vor „Direktheit“ in Sachen Sex, Sprache und sonstige „Abgründe“ zurückschreckt. Das Gebotene schwankt immer wieder zwischen dramatisch, satirisch, erotisch und campy – was eine keineswegs ununterhaltsame Kombination ergibt, sofern man sich darauf einlassen kann und möchte: Themen sind u.a. das „Toxische“ von Männern sowie des Geschäfts, der auf Künstler lastende Druck, Trauma-Bewältigung, Exploitation und Missbrauch sowie der Wunsch, sich selbst kreativ verwirklichen zu wollen…
In Richtung „Cult-Leader“ tendierend, agiert Tesfaye in seiner Rolle bisweilen belustigend schlecht – was aber irgendwie dazu passt, dass seine Figur einfach ein tendenziell erbärmlicher „Möchtegern“ ist. Lily-Rose Depp gibt (und zeigt) derweil alles – während auch die übrige Besetzung regelmäßig ansprechend positiv auffällt (u.a. Jane Adams, Hank Azaria, Eli Roth, Rachel Sennott sowie eine großartige Da'Vine Joy Randolph). Mal anturnend, mal ungemütlich, mal langweilig, mal banal, mal cringy und mal schlichtweg klasse, weiß man irgendwie nicht, was absichtlich mitunter derart cheesy gedacht war, und was nicht (einschließlich des „rausgestreckter Mittelfinger in verschiedene Richtungen“-Finales)…
Kurzum: Inhaltlich leider zu oberflächlich und unpräzise, verfügt „the Idol“ dennoch (u.a. aufgrund toller Momente im Bereich der Performances, Inszenierung, Inhalte und Stimmungen) über einen speziellen Reiz. Für mich war´s durchaus a guilty Pleasure – quasi „Showgirls“ meets „Euphoria“…
knappe