Tombstone
Neowestern um Wyatt Earp (Russell). Ausstattung, Kamera und Szenenbild verraten die hochgesteckten Ansprüche hinter dem Projekt, doch gerade an ihnen erstickt der eigentliche Film letztendlich. Der Film ist so edel gemacht und dermaßen durchkomponiert, dass dabei vollkommen untergeht, wie divergent die Story ist. Keine klare Linie, kein einheitlicher Stil, das führt schlussendlich zu einem nur wenig homogenen Gesamtbild. In Erinnerung bleiben vereinzelte Szenen, eben nicht die Geschichte um den bedeutsamen Lebensabschnitt Earps in Tombstone. Hier und da sticht mal durch, dass es um die Notwendigkeit der Etablierung von Gesetzen gehen soll, mit denen der amerikanische Westen gezäumt werden und daraufhin eine Kultur aufgebaut werden sollte, aber das geht immer wieder unter.
Kurt Russell stellt die Hauptfigur keineswegs als unbezwingbaren Revolverhelden dar, er verleiht ihr eine menschliche, zweifelnde Komponente. Durch den gigantischen Schnauzer (und einen solchen tragen echt 80 - 90 Prozent des männlichen Casts, so dass die Edelbesetzung wirklich nötig war, damit man überhaupt die Figuren unterscheiden kann) wird er allerdings seiner Ausdrucksstärke beraubt. Spielen darf er im Grunde nur mit seinen Augen.
Am besten gefallen hat mir Val Kilmer als schwer erkrankter Doc Holliday, Earps guter Freund.
Human Nature - die Krone der Schöpfung
Oha - für eine Kollaboration von Drehbuchautor Charlie Kaufman und Regisseur Michael Gondry ganz schön enttäuschend! Ein Film, der auf den Darwinschen Prinzipien die menschliche Natur ergründen möchte, dabei auch jederzeit herrlich unvorhersehbar und skurril vorgeht, dem es aber nicht gelingt, über Offensichtlichkeiten und Verallgemeinerungen hinauszukommen. Einfach mal zwei Extreme der menschlichen Entwicklung zu nehmen (Waldaffe - Gelehrter) und dazwischen einen Bindfaden aus Evolutionsstufen zu entwickeln, das ist ein bissl plakativ und auch wenig für das Team, das später wesentlich Größeres erschaffen hat. So wirkt der Film seltsam verhackstückt, zufallsbasiert in seinen satirischen Mitteln und damit unreif. Was ein Glück, dass Patricia Arquette zumindest den halben Film lang nackt durch die Gegend läuft...
The Call 2
Schon Takashi Miike konnte dem Japan-Horror der letzten Jahre mit dem Erstling nichts Neues mehr hinzufügen - das Sequel nimmt sich da verständlicherweise nicht aus. Wozu schaut man sich diese Ableger noch an, wenn nicht, um einfach nur ein paar Variationen der "Ringgeister" zu sehen, die irgendwo unter einem Bett oder aus einem Schrank hervorlugen?
Im Gegensatz zu Miikes Vorgänger hat man aber diesmal zumindest nicht das Gefühl, dass überhaupt Innovationen bezweckt wurden. Mit aller Seelenruhe wird das aus "The Call" bekannte Prinzip (Jemand kriegt nen Anruf auf seinem Handy, am anderen Ende der Leitung ist er selbst und kreischt im Todeskampf in den Hörer und nach einer Woche wird derjenige von einem Geist heimgesucht und stößt jenen Schrei aus... und dann verkrampft er sich, fällt tot um und ein Bonbon fällt ihm aus dem Mund) wieder aufgerollt und alterniert. Das immerhin handwerklich sehr sauber, so dass das Sequel dem Vorgänger mindestens ebenbürtig ist, in Sachen Unterhaltung vielleicht noch einen Tick stärker. Aber sehen muss man sowas nicht mehr, zumal das Niveau der wirklich starken Filme der Welle ("The Grudge", "A Tale of two Sisters", "Dark Water"...) nie erreicht wird.