Dunkirk (OV) - in analoger 70mm Projektion
Um mir diesen Film anzuschauen hab ich getan was ich schon lange mal vor hatte. Ich bin einige Kilometer gefahren um ihn mir in einer analogen 70mm Projektion, selbstverständlich in OV, anzuschauen.
Ort des Geschehens war die "Schauburg" in Karlsruhe:
http://schauburg.de/
Das Kino kannte ich bisdato nur von Fotos und ich habe mich wirklich sehr gefreut diese nun mal live zu erleben und mir hat es richtig gut gefallen. Ein richtig "altes" Kino so wie ich sie von früher kenne, vor Multiplexzeiten. Mit schöner Einrichtung, tollen Dekor, Nostalgie pur und dies inkl. Gong vor Start des Hauptfilms. Diesen Gong habe ich seit meinem letzen Besuch im Programmkino des Nachbarorts meiner Kindheit nicht mehr gehört und hatte richtig Gänsehaut.
Ich saß in der letzen Reihe, direkt vor dem Vorführraum und was mir als erstes aufgefallen ist war dass man den Projektor hörte, was aber nur in stillen und sehr ruhigen Momenten der Fall war. Davon abgesehen finde ich es nicht schlimm weil es so was herrlich nostalgisches hat. Kein digitaler Schnick-Schnack sondern einfach nur das Geräusch des Projektors welcher die Filmrolle abspielt, einfach nur schön.
Bildtechnisch konnte ich einige Unschärfen wahrnehmen die mich aber auch keinesfalls gestört haben. Diesbezüglich war eben auch alles wie früher. Soundtechnisch konnte war ich echt überrascht und hatte einen solch guten Ton nicht wirklich erwartet. In meinem Lieblingskino, welches ich seit meiner Kindheit besuche obwohl ich dafür ebenfalls eine Ecke fahren muss, ist es oftmals leider so dass die Sprachverständlichkeit aufgrund mangelnder Lautstärke arg zu wünschen übrig lässt. Gerade als ich im letzten Dezember "Rogue One" in 4k angeschaut habe war dies doch ein wirklich unangenehmer Nebeneffekt welcher das Gesamterlebnis etwas trübte. Ich sprach sogar einen Techniker, kurz nach Start des Films, direkt darauf an weil es mir zu leise war. Dieser meinte ja es hat sich noch keiner beschwert und es sei alles korrekt eingemessen und so wie es laut THX-Vorgaben sein soll was aber für mich leider nicht gut ist. Das Phänomen der Sprachverständlichkeit kenne ich auch von meinem Set-Up im Heimkino. Dort habe ich den Center ebenfalls einen kleinen Tacken aufgedreht um alles gut verstehen zu können. Ich bin da übrigens nicht alleine, meiner Frau geht es z.B. genau so. Wenn ich nur auf Grundlage der Einmessung Filme schauen würde müsste ich zu sehr aufdrehen um alles ohne Probleme verstehen zu können. Teilweise so weit dass es dann bei Effekten schon fast unangenehm rüberkommt. Meines Erachtens ein echtes Phänomen welches ich nicht ganz nachvollziehen kann. Jetzt in der Schauburg hatte ich damit aber so ganz und gar keine Probleme und alles war sehr gut verständlich.
Soviel zum Gesamterlebnis aber leider war die Qualität des Films nicht wirklich etwas dass mir Freude bereitet hätte. Er fing sehr gut an und alleine die ersten Minuten versetzten mich umgehend ins Geschehen und ich hatte das Gefühl mir würden die Kugeln persönlich und wahrhaftig um die Ohren fliegen. Obwohl nicht soviel passierte, sprich es gab nicht viele Effekte, aber die Intensität und Anspannung war auch für mich als Zuschauer greifbar und durchaus spürbar und ich dachte noch mein lieber Mann wenn das so weiter geht wird das Ganze emotional recht anstrengend. Beim Angriff der ersten Stukas, bei dieser infernalischen Geräuschkulisse, wurde mir gleich noch eine Stufe unwohler. Kurz danach hatte es sich erledigt und irgendwann habe ich mich dabei ertappt mich tatsächlich zu langweilen. Der Film wurde ja als Film über eine Rettungsmission angekündigt, ich meine gelesen zu haben dass es sich eben nicht um einen Film über eine Schlacht handelt. Wahrscheinlich wurde dies so publiziert um falschen Erwartungen vorzubeugen. Dessen war ich mich durchaus bewusst aber auch Filme über Rettungsaktionen habe ich schon spannender erlebt als es hier der Fall war und dann wurde noch was eingebaut was ebenfalls absolut unnötig war. Falls dieses Vorkommnis zu auf Tatsachen beruht bitte ich meine Unwissenheit zu entschuldigen aber wenn nicht dann war es absolut überflüssig.
Erschwerend hinzu kommt für mich eine Ungereimtheit bei der es plötzlich Nacht war, an allen anderen Orten war heller Tag, dann war plötzlich wieder Tag. Man muss erstmal erkennen dass verschiedene Situationen aus verschiedenen Blickwinklen, zu unterschiedlichen Zeiten, mehrfach gezeigt werden was bei mir auch einen Moment gedauert hat dies zu realisieren. Trotz allem, dieser Tag/Nacht-Abschnitt war und bleibt mir unverständlich. So sehr ich auch versuche es zu verstehen, es gelingt mir nicht und das stört mich doch ausgsprochen mehr als ich es je gedacht hätte.
Alles in allem war ich eher enttäuscht und hatte von Christopher Nolan wesentlich mehr erwartet. In diesem Fall ist für mich leider nur ein eher durchschnittlicher Film herausgekommen der meinen Erwartungen nicht gerecht wurde, Schade.
Edit - Jetzt habe ich auch verstanden was mich zuvor verwirrt hat. Der Erzählstrang "Strand" deckt einen Zeitraum von einer Woche ab. Das Boot einen Tag und die Spitfires eine Stunde. Anfangs wurde da was eingeblendet aber in dem Moment hatte ich es ehrlich gesagt nicht verstanden.
Und je mehr ich drüber nachdenke desto mehr hab ich das Gefühl ihn evtl. nochmal sehen zu müssen um ihn besser einordnen zu können was dann ggf. auch eine Anpassung der Wertung zur Folge hätte.