Bei „Bad Vegan: Fame. Fraud. Fugitives.“ (2022) haben wir es mit einer auf vier Folgen verteilten 3,5-stündigen True-Crime-Doku-Miniserie aus dem Hause „Netflix“ zutun, welche von Chris Smith (u.a. „Fyre: The greatest Party that never happened“ und „Tiger King“) stammt sowie die Geschichte von Sarma Melngailis erzählt, welche Anfang der 2000er zu einer erfolgreichen Restaurant-Leiterin und bekannten Vertreterin der veganen Lebensweise in NY-City avancierte – bevor sie Anthony Strangis traf, heiratete und sich von ihm weit mehr als nur finanziell ausnutzen ließ…
Veganer sehen sich (der Auffassung vieler nach) gern mal anderen gegenüber als „moralisch überlegen“ an – und vor diesem Hintergrund ist es schon ein Stück weit mit „Schadenfreude“ zu betrachten, wie sich Sarma derart (auf immer abstrusere Weise) von Anthony „einlullen“, belügen und betrügen ließ (u.a. gab er vor, Mitglied einer „Black Ops“-Einheit zu sein, dass er ihren geliebten Hund unsterblich machen könnte/würde sowie die Welt von einer geradezu übernatürlichen „Geheimorganisation“ kontrolliert werden würde)…
Die Doku besteht zum größten Teil aus Interviews und wird vornehmlich aus der Perspektive Sarmas erzählt – welche sich in erster Linie als Opfer präsentiert, während weitere Leidtragende ja die geprellten Angestellten und Investoren sind/waren. Die Frage nach ihrer eigenen Schuld wird bloß angerissen – nicht psychologisch vertieft. Dass wir spätestens seit Patty Hearst wissen, dass ein solches (manipuliertes) Verhalten durchaus vorkommen kann, ist klar – doch hier kommt alles etwas einseitig von der Präsentation der Story bzw. Ereignisse daher; auch weil Anthony (im Gegensatz zu ihr) nicht an dem Projekt mitgewirkt hat…
Smith stellt Anthony beileibe nicht als einen „genialen Trickbetrüger“ dar – obgleich er es so lange geschafft hat, seine Sache erfolgreich durchzuziehen, egal wie abstrus seine Geschichten auch waren bzw. wurden – noch portraitiert er Sarma als ein „naives Dummchen“ (u.a. belegen die Aussagen diverser Weggefährten, dass sie keins ist). Am Ende hatte er rund zwei Millionen Dollar von ihr „ergattert“ sowie nicht nur ihre Karriere zerstört – der finanzielle Schaden für alle Beteiligten betrug indes gar rund sechs Millionen. Alles in allem ist „Bad Vegan“ ist unterhaltsam – aber schon recht formelhaft in seiner Art. Zudem hätte man die 3,5 Stunden durchaus um rund 45-60 Minuten „straffen“ können…