SHADOW OF A DOUBT (
Im Schatten des Zweifels) - 1943
Der nette Onkel Charlie besucht seine Verwandten in einem Provinzstädtchen. Zunächst ist die Freude groß, jedoch findet seine Nichte bald heraus, dass Ihr Onkel nicht der Saubermann ist, der er vorzugeben scheint und bringt sich selbst mit ihrem Wissen in große Gefahr.
Hitchcock bezeichnete dieses Werk einmal als seinen Lieblingsfilm, jedoch bin ich der Ansicht, dass diese Produktion nicht ohne Probleme gealtert ist. Um mit dem Positiven anzufangen: Das größte Plus ist Joseph Cotten, der alle Facetten seines zerrissenen Charakters hervorragend umsetzt und damit den Hauptteil des Filmes trägt (Stärkste Szene: Die Diskussion am Tisch). Knapp dahinter ist Theresa Wright, die eine der besser geschriebenen Hitchcock'schen Frauenfiguren glaubhaft in ihrer Wandlung darstellen kann. Probleme hatte ich jedoch mit einigen Nebenakteuren, deren Figurenzeichnung heutzutage nicht mehr so funktioniert, wie sie es im Entstehungsjahr vielleicht noch getan hat. Speziell ist mir dieses bei den Kindern aufgefallen, die schauspielerisch schwach sind und nichts zur Handlung beitragen, sondern eher für nervige Zwischeneinwürfe zuständig sind. Besonders auffällig ist es, wenn niemand der Darsteller auf die Kinder reagiert oder ihnen zuhört; die einzige Funktion, die sie anscheinend haben ist, dass sie die klassische suburbane Familie komplettieren. Als schwach geschrieben empfand ich auch die Liebesgeschichte zwischen Nichte und Detective, da an diesem Story-Ast zu wenig Substanz hing, um glaubhaft zu sein, wohingegen die leicht sexuelle Komponente, die unterschwellig im Verhältnis zwischen Onkel und Nichte mitschwang, eher irritierend auf mich wirkte.
Des Weiteren braucht der Film bis auf die Eingangssequenz eine lange Zeit, um suspensemäßig ein wenig in Schwung zu kommen und wird eigentlich erst in der zweiten Hälfte wirklich interessant; ein kleines Problem, das ich mit einigen Hitchcock-Filmen habe (z.B. THE BIRDS). Auch holpert macher Szenenübergang erstaunlich unglücklich, und man fragt sich schon, ob da etwas geschnitten worden ist (besonders auffallend, wenn in den einem Moment das Nichtlein mit ihrem Lover glücklich durch die Gegend lustwandelt und sie ihn dann urplötzlich in der nächsten Szene der Lüge bezichtigt).
Letztendlich ist SHADOW OF A DOUBT eher ein Drama über die Demontage einer Vorbildfigur, als ein Thriller der klassischen Sorte, aber alleine schon lohnenswert durch Cottons gelungenes Spiel. (SK)
Weitere Infos:
Interview Hitchcock/Truffaut;
DVD-Review von Samir