bLaSpHeMy schriebBlinder Schacht
Wo fang ich am besten an? Es war auf jeden Fall ein sehr interessanter Film, der einem die Zustände im heutigen China anhand zweier Krimineller, wenn man sie so nennen mag, näherbringt. Ich finde es sehr schwierig, über solche Filme ein Urteil zu fällen, immerhin sind sie ein weit entferntes Spiegelbild der Wirklichkeit.
Ich hab mir den Film gestern auch angesehen, mir hat er sehr gut gefallen. Da sind so viele Details, bei denen man ins Grübeln kommt. Wie die beiden ihr erstes Opfer erledigen ist erstmal schockierend, da scheint ein Menschenleben nicht viel wert zu sein. Warum wird ja schnell klar. Dass der Boss der Mine aber lieber 20.000-30.000 Yuan abdrückt, um eine Untersuchung des "Falls" zu verhindern, zeigt, dass der wohl auch Dreck am Stecken hat. Gleich zu Beginn sagt er ja auch kurz zu einem seiner Handlanger, lass uns die Beiden umbringen. Die Charaktere von Song und Tang fand ich auch ziemlich gut gezeichnet, völlig eiskalte Killer sind sie ja auch nicht. (Song will Fengmin ja anfangs nicht mitnehmen, hat auch später Bedenken, nachdem er das Bild gesehen hat ["Seine Linie könnte enden"]) Makaber ist auch, dass beide ja ebenfalls Söhne haben und zumindest der von Song anscheinend eine Zukunft hat, sofern er Geld von seinem Vater geschickt bekommt. Yuan Fengmin war selbst ja auf der Schule und will jetzt, da er aufgrund des Verschwindens seines Vaters
Möglicherweise das erste Opfer der beiden, seinen Schulbesuch nicht mehr finanzieren kann, neben der Suche nach seinem Vater, seiner 14jährigen Schwester den Schulbesuch ermöglichen. Irgendwie sind die Ziele der 3 gar nicht so verschieden, nur ist Yuan Fengmin eben noch ein Kind und haut sein Geld nicht für Alkohol und Huren auf den Kopf. usw. (brauch ja nicht mehr die ganze Geschichte wiederholen 😁 )
Die karge Landschaft, die vielen Leuten auf der Suche nach Arbeit und die ärmlichen Verhältnisse zeigen, wie es in China in solchen Regionen zugeht. Ich fand das Ganze sehr gut in Szene gesetzt und vor allem wohl sehr realitätsnah. (sonst wäre der Film nicht anfänglich in China verboten worden, gezeigt wurde er wohl noch nicht.)
Ich lese momentan ein paar Bücher zum chinesischen Kino und seinen Filmemachern, u.a. auch das Buch "Speaking in Images" von Michael Berry. Es handelt sich um gesammelte Interviews mit chinesischen Filmemachern, darunter auch Li Yang, dem Regisseur von "Blinder Schacht". Die Erlebnisse und Hintergründe, die er zu diesem Film zu erzählen hat, sind nochmal so spannend, wie der Film.
Als er eine Kohle-Mine in Shanxi mit seiner Kamera besuchte, wurde er für einen Journalisten gehalten. Kurze Zeit später tauchte ein Motorrad mit 2 Männern auf, die ihn beobachteten. Weitere Zeit später kam noch eines dazu, wieder mit 2 Männern. Diese fragten ihn dann, was er da mache. Er sagte, er schaue sich nur um. Genau in dem Moment bekam er einen Anruf auf seinem Handy. Sein Freund fragte ihn, ob sich in seiner Nähe irgendwelche Typen auf Motorrädern befänden. Er bejahte, woraufhin sein Freund meinte, er solle schleunigst verschwinden. Er rannte als zurück zu seinem Auto, wo sich auch sein Freund befand. Als er in sein Auto steigen wollte, hatten die Leute von den Motorrädern schon ihre Pistolen gezogen. Sein Freund redete mit den Leuten und versuchte ihnen klarzumachen, dass er kein Journalist sei. Wenig später tauchten auch die Leute vom "Public Security Bureau" auf, bereit ihn zu verhaften. (Bei Journalisten wird da offensichtlich manchmal schneller Prozeß gemacht) Letztendlich waren sie irgendwann überzeugt, dass er kein Journalist sei und haben ihn wegfahren lassen. Li Yang hat später erfahren, dass nur eine knappe halbe Stunde später alle Kohleminen des gesamten Bezirks geschlossen wurden. Es hatte sich herumgesprochen, dass ein Journalist - vermutlich war Li Yang gemeint - von der Regierung geschickt wurde, um heimlich die Minen zu untersuchen. Im weiteren Verlauf erzählt er, dass nahezu alle Minen illegal betrieben werden und sich in relativ schlechtem Zustand befinden.