Luca Guadagnino´s „Bones and all“ (2022) – eine von David Kajganich verfasste Adaption des gleichnamigen Romans von Camille DeAngelis – ist ein sehenswerter, in gewisser Hinsicht ungewöhnlicher Streifen: Ein durch und durch wie ein „waschechter Indie“ anmutender stimmungsvoll-ruhiger 130-minütiger Genre-Mix mit überzeugenden Darstellern, im Rahmen dessen Guadagnino nach einer tragischen Love-Story („Call me by your Name“) und einem Horror-Remake („Suspiria“) diese beiden Film-Gattungen nun also sozusagen „miteinander verflochten“ sowie ein schicksalhaftes Horror-Liebes-Drama (mit gewichtigen Coming-of-Age- und Roadmovie-Anteilen) vorgelegt hat…
Nachdem sie herausfinden musste, dass sie (vereinfacht ausgedrückt) eine Kannibalin ist, zieht die jugendliche Mara (Taylor Russell) allein los, um ihre Mutter zu finden, von der sie nicht mehr als ihren Namen und den Ort kennt, wo jene zur Zeit ihrer Geburt wohnte. In klassischer Weise wird dieser Trip zu einer Suche nach der eigenen (eigentlichen) Identität. Unterwegs trifft sie auch auf andere „Eater“ – unter ihnen Lee (Timothée Chalamet). Die beiden Außenseiter verlieben sich ineinander – wobei sie nicht nur das betreffende „Verlangen“ verbindet. Zudem gibt es eine bedrohliche Gestalt (Mark Rylance), die Lee zu verfolgen scheint, Albträume durchzustehen sowie bestimmte Erlebnisse aus der Vergangenheit aufzuarbeiten. Ebenfalls alles „klassisch“…
Dank der Besetzung, sensiblen Charakterzeichnungen und stimmungsvollen Inszenierung funktioniert das alles ganz gut – des mitunter episodenhaften Stils zum Trotz, der einzelnen Aspekten nicht umfassend gerecht wird, auf die man ein wenig inniger hätte eingehen können. Der Score von Trent Reznor und Atticus Ross untermalt die (oft betrüblichen/ungemütlichen) Geschehnisse passend – die vereinzelten brutalen Momente verfehlen ihre jeweils angedachte Wirkung nicht. Die erste Grausamkeit im Film – für mich übrigens generell die insgesamt beste aller Szenen – hätte sich im Prinzip perfekt als Ausgangspunkt für eine etwas andere Ausrichtung geeignet – allerdings haben sich Kajganich und Guadagnino für „den schwermütigen Weg“ entscheiden…
Kurzum: „Bones and all“ ist eine atmosphärische, düster-bedrückende, metaphorisch-poetisch-rührende Kannibalen-Serienkiller-Liebesgeschichte. Durchweg prima gespielt und in Szene gesetzt – sowie aus verschiedenen Gründen nichts für „die breite Masse“…
knappe