20 Jahre nach seinem letzten amerikanischen Film (dem enttäuschend-lahmen „Paycheck“) sowie sechs nach seiner generell letzten Regiearbeit (der HK-chinesischen Gurke „Manhunt“) kehrte John Woo für „Silent Night” (2023) zum Drehen in die USA sowie mit jenem anschließend dann auf die internationalen Kinoleinwände zurück – was prompt in einem Fiasko endete: Bei einem Budget von knapp 30 Millionen Dollar spielte der Action-Thriller weltweit bloß $11,067,228 ein…
Basierend auf einem arg generischen Drehbuch Robert Archer Lynns hat Woo einen formelhaften Film geschaffen, der aber zumindest mit einem „Gimmick“ aufwartet – nämlich dass die Geschichte ohne Dialoge erzählt wird, da der Hauptprotagonist seine Stimme verliert und überhaupt nicht mehr sprechen kann. Leider wird das nicht konsequent durchgezogen und wirkt auf diese Weise hier (u.a. daraus resultierend) zudem mitunter nicht gerade glaubwürdig…
Eingangs baut Woo eine irritierende Mini-Zeitlupe (einfach so beim Laufen unseres Leads) sowie ein paar Zooms (aufs Gesicht der Frau im Krankenhaus) ein – danach nicht mehr. Seltsam. Und statt Tauben gibt´s im Vorliegenden 'nen bunten Papagei: Zumindest besser als die ollen „Ratten der Lüfte“. Allerdings heißt eine Schnaps-Marke im Vorliegenden Duva sowie eine fiktive Stadt Las Paloma (beides übersetzt: Taube – auf Schwedisch und Spanisch)…
In der Hauptrolle agiert Joel Kinnaman ordentlich – ist als „Genre-Held“ seit jeher ja bekanntlich eine gute Wahl – allerdings kommt die emotionale Verbindung zwischen ihm und seinem Sohn nicht in einem vernünftigen Maße rüber und ist es bereits zu Beginn nicht ganz überzeugend, dass ein liebender „normaler“ Familienvater/Bürger die Leiche seines Kindes einfach zurücklässt, um voller Wut hinter den Schützen her zu hetzen und sie brutal anzugreifen…
Als seine Frau wurde Catalina Sandino Moreno dagegen sträflich verschenkt – darf am Ende aber bei Woo´s „Hang zu Melodramatik“ im Zentrum einer eben solchen Szene stehen (während ich mich derweil fragte, woher die Spielzeug-Eisenbahn auf dem Friedhof eigentlich ihren Strom bezieht). Die Baddies besitzen unterdessen einige coole Tattoos – allerdings als Figuren keinerlei Profil – und auch mit Scott Mescudi´s Part wurde nichts Gescheites angestellt…
Die dünne Geschichte braucht obendrein zu lange, um richtig in Fahrt zu kommen. Wenn es Action gibt, kann diese durchaus überzeugen – einiger herausstechender CGI-Beigaben zum Trotz. Die Sache ist nur: Ähnliches bieten einem inzwischen allerlei Regisseure und Filme – und Woo ragt da einfach nicht nennenswert heraus. Selbst die inzwischen fast obligatorische „Plan-Sequenz“ ist mal wieder (dieses Mal in einem Treppenhaus) mit von der Partie…
Alles in allem ist „Silent Night“ nicht schlecht – aber auch nichts Besonderes. Die Action stellt zufrieden und einige Momente wurden cool arrangiert (allein die Farben sowie gesamte Raum-Einrichtung beim Showdown). Kann man sich also ansehen – ist aber nichts im Vergleich zu „Hard Target“, „Face/Off“ oder Werken wie „Death Sentence“. Und wer einen wirklich packenden Streifen nahezu ohne Worte sehen will: „No one will save you“ sei da empfohlen.
gute